Hier meldet sich ein neues Mitglied vom Lennestrand, ich grüße die Forumsgemeinde!

Ich fahre, wie Ihr vermutlich bereits im Avatarbild gesehen habt, einen P1. Den Wagen haben wir (also meine Frau und ich) seit 2009, aber opelgeschädigt bin ich bereits seit den Achtziger Jahren, denn mein allererstes Auto war ein 1965er A-Rekord. Als Azubi konnte ich ihn noch einigermaßen unterhalten, aber dann später als Student hatte leider und notwendigerweise ein jüngeres und zuverlässigeres Auto Priorität. Tja, wie es so läuft, der TÜV hat uns dann voneinander geschieden - schnief! Seither habe ich immer vom Opel-Oldtimer geträumt und jedem Rekord am Wegesrand hinterhergeseufzt...

...bis ich dann im Frühjahr 2009 ahnungslos das KAD-Treffen in Attendorn-Uelhof besuchte. Dort hörte ich durch Zufall von einem Freund, dass in seinem Bekanntenkreis ein stillgelegter P1 zu verkaufen sei. Mich durchzuckte es wie ein (Opel-) Blitz! Naja, ich hatte schon das ein oder andere gute Sauerländer Pils verkostet und wurde übermütig: "Also, wenn Du ihn nicht willst, dann nehme ich ihn!" Mein Kumpel überlegte gar nicht (er hat bereits ein P2-Coupe): "Ja super, ich ruf ihn morgen für Dich an!" Ups, da hatte ich ja was losgetreten... Zurück zuhause dachte ich mir, dass meine "vernünftige" Frau mir die Sache vielleicht noch ausreden würde, aber weit gefehlt: Sie war begeistert, denn als wir uns in den Achtzigern kennenlernten, war ich ja noch A-Rekord-Fahrer und sie hatte Riesenspaß an unseren Ausfahrten im damals 24-jährigen Youngtimer. Und so beschlossen wir, uns den Wagen mal anzuschauen. Wir erfuhren, dass der Rüsselsheimer im Februar 1960 in Sandviken (Schweden) vom freundlichen GM-Händler an den Erstbesitzer ausgeliefert worden war, vermutlich in den späten Achtzigern restauriert und dann nach Deutschland (re-)importiert wurde. Hier stand er dann jahrelang in mehreren Werkstätten, bis ihn dann mein Vorbesitzer erwarb. Er fuhr ihn hin und wieder und sorgte seinerzeit für die H-Zulassung. Dann stellte er den P1 in eine Garage in Dortmund und vergaß ihn für sieben bis acht Jahre...:popo:

...bis wir dann im Juni 2009 das Garagenschloß aufbogen, die Torflügel aufstemmten, und zum erstenmal seit Jahren wieder Licht auf den zugestaubten Lack fiel. Mann, war ich aufgeregt! Mein Freund redete uns gut zu: "Super, den machen wir wieder flott!" und da auch der Preis sehr fair war, schlugen wir zu. Und dann begann die unendliche Geschichte...
Wir begannen ganz harmlos mit neuen Bremsen und Weißwandreifen, neuer 6-V-Batterie, einem neuen Blinkrelais, einer Hupe, überarbeiteten die Benzinpumpe und die Kontakte usw. Dann ging es an den Motor. Er ließ sich von Hand drehen, allerdings reagierten die Ventile sehr träge. Unter Einsatz von Unmengen "Caramba Rasant" versuchten wir, die Mechanik wieder flott zu machen. Und tatsächlich: irgendwann sprang die Maschine tatsächlich an und tuckerte über eine Stunde vor sich hin! Am nächsten Tag dann wieder: Ventildeckel runter, Ventile einsprühen, Motor von Hand drehen, bis sich alles ausreichend bewegte, Motor anlassen und ein paar Stunden laufen lassen. Ich gab sogar der Versuchung nach und machte die erste Ausfahrt: 80 Meter insgesamt, eine Privatstraße rauf und wieder runter... Toll!
Aber dann begann das Drama: jeden Tag das gleiche Ritual, nur dass sich der Motor immer schwerer von Hand drehen ließ. Am vierten oder fünften Tag dann der Exitus: das Aggregat saß bombenfest, nichts ließ sich mehr bewegen oder drehen. Also Motor raus, um Expertenrat bei einem Oldtimerrestaurierbetrieb einzuholen. Diagnose: "Kernschrott" (Zitat!). Im vierten Zylinder hatte der Kolben während der langen Standzeit eine Riefe in die Zylinderwand gefressen, in die der Kolbenring nun eingerastet war und alles lahmlegte. Der Motor war nun in Einzelteilen und ich verzweifelt.:wut002: Mein Kumpel war aber immer noch zuversichtlich: "Den kriegen wir trotzdem wieder hin". Durch einen vielen von Euch wahrscheinlich bekannten Laden in Herne wurden die Maschine dann überholt, die Zylinder gehont, alle defekten Teile erstetzt und alles wieder zusammengesetzt. Der Preis war fair, nur hat alles über ein halbes Jahr gedauert... Dann den Motor wieder ins Auto, angelassen, und - er schnurrte wie ein Kätzchen! Zumindest kurz, dann war wieder Stille. Also überholte mein Freund den Vergaser (der es nötig hatte), was uns aber nicht richtig weiterbrachte. Er hatte die (bereits überholte) Benzinpumpe in Verdacht und tatsächlich: mit Benzin aus einem Kanister auf dem Dach (direkt in den Vergaser) lief er wieder. Wir stellten fest, dass sich in der Benzinpumpe kleine Krümel fanden, im Kraftstofffilter Große und in der fast verstopften Spritleitung Brocken...:wolke1
Ein Blick in den Tank gab Aufschluss: der Boden sah noch gut aus, aber während der langen Standzeit mit halbvollem Tank war die ungeschützte obere Hälfte der Innenwand der Luft ausgesetzt gewesen und rostete fröhlich vor sich hin. Als wir dann zum ersten Mal nach Jahren volltankten, lösten sich die braunen Krümel und verwandelten den Sprit in eine braune Suppe mit Einlage... Also Tank ausgebaut, durch einen empfehlenswerten Spezialbetrieb in Herne entrosten und beschichten lassen, Spritleitung durchgeblasen, Benzinpumpe gereinigt, Kraftstofffilter ausgetauscht und alles wiederzusammengebaut.

Und dann, im Frühjahr 2011, fast zwei Jahre nach der ersten Besichtigung, war es dann ENDLICH soweit: der Wagen lief, bekam TÜV und Zulassung: meine Frau und ich waren überglücklich! Bei der allerersten Überlandfahrt hatten wir zwar das Gefühl, wie auf rohen Eiern zu fahren, aber nach kurzem hatten wir uns an unseren P1 gewöhnt und bekamen das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht! Er ist zwar noch lange nicht fertig (die Optik: Chrom, Polster, Himmel, Teppiche; die Technik: Panoramascheibe undicht, Getriebe ebenfalls...) und wird noch ein paar weitere Jahre beschäftigen, aber wenigstens stellt sich nie die Frage: "Wohin nur mit dem ganzen Geld???"

Mittlerweile waren wir auch schon bei ein paar Treffen, z. B. unsere allererste große Ausfahrt zum TÜV-Treffen 2011 nach Wuppertal, wo wir P2-Guenter aus Hagen kennenlernten, oder nach Wettenberg zu den Golden Oldies. (Direkt am Tag danach brach zuhause eine Halterung des Schaltgestänges, aber das ist eine andere Geschichte... ). Trotzdem macht es Riesenspaß: Endlich wieder Rekordfahrer!!!

So, nach diesem ganzen Geschwafel werde ich jetzt mal versuchen, ein paar Fotos hochzuladen und eine Galerie einzurichten, damit Ihr Euch ein Bild machen könnt (oder zwei). Nochmal viele Grüße von der Lenne, ich melde mich jetzt öfter!