Schlüsselloch durch die Wand

      Heute ist das Opel Kapitän Buch von Eckhart Bartels, erweiterte Auflage 1999 bei mit angekommen.
      Dort führt Eckhart Bartels auf Seite 72 aus:

      "Trotzdem blieb der Einstieg im Kapitän-58 für die meisten Interessenten ein Kaufhindernis, obwohl durch neue
      Türaufhängungen ein besonders weiter Öffnungswinkel erreicht wurde. War für die vorderen Sitze die Türöffnung
      absolut gesehen gegenüber dem Vorgängermodell sogar vergrößert, so mußte aufgrund der Heckscheibe der
      hintere Einstieg sehr schmal gehalten werden. Und die Sicht zur Seite wurde den Hintensitzenden durch die in
      die Türen übergehenden breiten Ränder der Heckscheibe verwehrt, die als stilistische Scheuklappen ein Gefühl
      der Enge erzeugten, was für ein chauffeurgesteuertes, 4,75 m langes Chefmobil untragbar war. Diese Käufergruppe
      wandte sich anderen Groß-Automobilen zu, ..."

      Weiter auf Seite 73:
      "Eine reife Leistung bietet Opel nach nur einem Jahr Produktion des Panorama-Kapitän:
      In kürzester Zeit kann eine verbesserte Karosserie mit einem neuen Motor selbstsicher dem
      Publikum präsentiert werden. War der neue auf 2604 ccm aufgebohrte Sechszylinder ohnehin
      als "Phase III" der Motorenentwicklung geplant, so mußten ungewohnt schnell neue Preßwerkzeuge
      für Karosserie- und Zierteile entwickelt werden. Der Modellwechsel sollte reibungslos und ohne
      Aufhebens klappen, denn eine so kurze Bauzeit des Kapitän P2,5 war auch Opel ein wenig peinlich."

      Ein Kommentar erübrigt sich.
      Herzliche Alt-Opel-Grüße aus Offenbach am Main
      Ha-Jo

      Opel Rekord A LZ 1,5 l von März 1963, Familienbesitz

      nicht: was lange währt, wird endlich gut,
      sondern: was lange fährt, ist wirklich gut!

      Ein Opel ist nie gebraucht oder alt,
      sondern nur eingefahren.....



      Den Text kenne ich fast auswendig und das klingt alles sehr nachvollziebar. Dennoch lässt sich die Bewertung, der Kapitän P 2,5 sei ein Mißerfolg oder Flop gewesen, nicht direkt daraus ableiten. Da sprechen dann schon eher die Verkaufszahlen eine Sprache: Diese waren in der Tat beim P 2,5 im ersten Halbjahr 1959 gegenüber dem Vorjahr um mehr als die Hälfte eingebrochen. Die Überschrift "Euphorie und Ernüchterung" bringt das ganz gut auf den Punkt.

      Man sollte aber auch berücksichtigen, daß der vordere Einstieg wegen der berüchtigten "Kniestoßecken" von der Fachpresse genau so bemängelt wurde, ohne daß dies beim Nachfolger kompensiert worden wäre. Das grössere Manko beim Schlüsselloch-Kapitän war wohl weniger der hintere Einstieg, sondern eher das nach hinten zu stark abfallende Dach mit engeschränkter Kopffreiheit und behinderter Sicht im Rückspiegel.

      Interessant ist aber auch, daß der neu erscheinende viertürige Rekord P1 genau das Karosserie-Konzept übernahm, mit dem soeben sein größerer Bruder Kapitän vermeintlich Schiffbruch erlitten hatte. Wobei die Kombination von rückwärtiger Panoramascheibe und hinteren Türen hier etwas geschickter und harmonischer gelöst wurde.

      Tschüss
      Klaus