Motor springt kalt nicht an

      Das gemeine Zündproblem, einfache Abhilfe und konsequente Ausrottung:

      Durch simples Durchprüfen des Primärkreises der Zündung mittels einer billigen Prüflampe und einer Sichtprüfung der Verschleissteile, lässt sich die Ursache für die meisten Zündungsdefekte mit einfachen Mitteln in wenigen Minuten lokalisieren.

      Für einen Kurztest der Zündspule braucht man sogar nur einen kleinen isolierten Schraubendreher.

      Der radikale Austausch aller (... in unbekanntem Zustand befindlichen ...) Verschleissteile der Zündung ist sicher zu Beginn der Liebschaft mit einem "neuen" alten Auto immer eine gute Idee.

      Ich persönlich will aber zuerst genau wissen, wo der Fehler liegt.

      Was die öfter kritisierte Qualität neu erhältlicher Zündungsverschleissteile angeht, habe ich persönlich mit Markenartikeln von Beru, Bremi und auch Bosch noch nie Probleme gehabt.

      Horrorgeschichten über Unterbrecherkontakte und Kondensatoren aus neuerer Produktion sind mir gelegentlich schon zu Ohren gekommen, ich hatte selbst noch nie Probleme mit neuen U-Kontakten und ich fahre viel.

      Von fehlerhaften neuen Hochspannungsteilen, wie Kappen, Läufern, Leitungen, Kerzen, Spulen, habe ich dagegen noch nie etwas gehört oder gar welche in die Hand bekommen. Die waren stets einwandfrei in Ordnung.

      Was die Verfügbarkeit von Teilen & Hilfsstoffen angeht, bekleckert sich die Firma Bosch zur Zeit leider nicht gerade mit Ruhm, wie bereits mal erwähnt wurde.
      Solange noch genug Alternativen und Altbestände am Markt sind, ist das aktuell noch kein Grund zur Panik, aber eine ganz peinliche Vorstellung der berühmtesten Autoelektrik Pioniere der Welt ..... man hat fast das Gefühl, die Herrschaften würden sich neuerdings für ihre traditionsreiche Geschichte schämen.

      Wie die Prüfung der Zündanlage mit einfachsten Mitteln funktioniert:

      1. Primär/Versorgungsspannung prüfen:
      Mit Prüflampe bei eingeschalteter Zündung zwischen Klemme 15 der Zündspule und Fahrzeugmasse prüfen >>
      Lampe brennt >> o.k.
      Lampe brennt nicht >> Fehler = Unterbrechung im Zündstromkreis

      2. Unterbrecherkontakt Kondensator und Zündspule prüfen:
      Verteilerkappe und Finger abnehmen und sicher beiseite legen.
      Hochspannungsleitung von Klemme 4 der Zündspule an der Verteilerkappe abziehen, Isolierkappe zurückschieben und mit dem blanken Steckkontakt an Masse legen.

      Motor von Hand durchdrehen und U-Kontakt dabei beobachten (4. Gang einlegen, Handbremse los, Karre langsam schieben)
      Kontakt öffnet und schliesst ?

      >> ja >> o.k.
      Kontaktabstand o.k. ? Wenn nein, einstellen !

      >> nein >> Fehler beheben !

      Sichtprüfung Unterbrecherkontakte:
      >> guter Zustand >> o.k.
      >> verbrannt/Kraterbildung >> Kontakte auswechseln und einstellen, Zündzeitpunkt statisch einstellen !

      Nächster Prüfschritt >> Motor durchdrehen bis U-Kontakt geschlossen, Prüflampe zwischen U-Kontakt und Masse anschliessen und Zündung einschalten, Prüflampe darf nicht brennen,
      jetzt mit kleinem Schraubenzieher vorsichtig den Unterbrecherkontakt öffnen, ohne einen Kurzschluss zu verursachen und Prüflampe und an Masse liegendes Hochspannungskabel beobachten - Vorgang mehrmals wiederholen
      >> bei jedem Öffnen des Unterbrecherkontaktes muss die Prüflampe aufleuchten und ein Hochspannungsfunken von Klemme 4 auf Masse überspringen ...
      >> beides Ja >> Zündspule & Unterbrecher o.k.
      >> beides Nein >> Kabel zwischen Klemme 1 der Zündspule und Unterbrecherkontakt erneuern und letzten Test wiederholen ....
      >> Prüflampe leuchtet auf, aber kein Funke >> Zündspule oder Hochsp.-Kabel Klemme 4 defekt - Gegencheck mit bekannt intaktem Kabel durchführen >> immer noch kein Funke ? >> Zündspule defekt >> Zündspule erneuern

      Nächster Prüfschritt - Gang herausnehmen, Handbremse anziehen, Prüflampe entfernen und Motor von Helfer mit eingeschalteter Zündung per Anlasser durchdrehen lassen.
      Unterbrecherkontakt und Hochspannungskabel Kl. 4 an Masse beobachten ...

      >> Kontaktfeuer am Unterbrecher sichtbar ?
      >> Ja >> Kondensator defekt >> erneuern !
      >> Nein >> Kondensator o.k.

      >> Regelmässiger Zündfunke zwischen Hochspannungskabel und Masse ?
      Wenn nein, dann Zündspule erneuern und Prüfung wiederholen !

      Jetzt das komplette Zündgeschirr der Hochspannungsseite per Sichtprüfung kontrollieren und bei jedem erkennbarem Defekt oder leisestem Zweifel >> Bauteil konsequent erneuern oder alle Bauteile sofort prophylaktisch erneuern (Verteilerkappe/ Finger/ Hochspannungskabelsatz) und wieder montieren.

      Alle Zündkerzen erneuern !

      >> Motor starten und Motorlauf prüfen >> bei Bedarf Schliesswinkel prüfen und dynamische Zündzeitpunktkontrolle durchführen >> Probefahrt durchführen !

      Das Prozedere funktioniert auch im Pannenfall am Strassenrand und eine Prüflampe und einen kleinen Schraubenzieher sollte jeder Oldiefahrer im Bordwerkzeug mit sich führen und auch (im Bedarfsfall) einen U-Kontakt auswechseln und einstellen und den Zündzeitpunkt statisch mittels Prüflampe einstellen können.

      Dann haben Zündungspannen ihren Schrecken nahezu vollständig verloren und können Euch nicht mehr aufhalten.
      Längere Urlaubstouren mit dem Oldie sind bei vernünftiger Wartung überhaupt kein Problem.

      Bei einer ordentlich gewarteten Zündanlage sind Probleme ohnehin extrem selten.

      Bei der Wartung der Zündanlage uralter Autos darf allerdings der Zustand des Verteilers und der Verstelleinrichtungen nicht vergessen werden, sonst droht auch da Ungemach und Ärger !!
      Einmal vom Profi machen lassen und für die nächsten 50 Jahre ist das Thema erledigt und damit ein Fall für die Nachwelt oder Nachkommenschaft !
      @Manic Mechanik

      Bist Du denn sicher, in den letzten 5 Jahren keine NOS-Teile verbaut zu haben?

      Ich höre immer wieder vermehrt Klagen, daß U-Kontakte und Zündkerzen neuester Fernost-Produktion, aber verkauft unter namhaftem Label, oft schon nach 5000 km schlapp machen.
      Du erwähnst die Firma BERU, gibt es die denn als Hersteller überhaupt noch?

      Manic Mechanic schrieb:

      man hat fast das Gefühl, die Herrschaften würden sich neuerdings für ihre traditionsreiche Geschichte schämen.
      Das kenne ich aus der Gasversorgung ebenfalls! So werden zur Zeit in Berlin und Frankfurt massiv die letzten Gaslaternen abgebaut und vernichtet. Selbst über 150 Jahre alte Gußkandelaber, die in der Bucht hohe dreistellige Beträge bringen würden, werden zerkloppt und verschrottet! Und auf keinen Fall an private Liebhaber abgegeben. Von einem bewußt dem Verfall preisgegebenen Laternenmuseum an der Strasse des 17. Juni, für das in den 70er und 80ern aus allen Städten Europas Exponate zusammengetragen und restauriert wurden, mal ganz abgesehen. Hier wollen die Verantwortlichen ganz klar zeigen, wie sie sich für ihre eigene Geschichte glauben, schämen zu müssen!

      Tschüß
      Klaus
      Ich hatte auch schon den Fall das es daß Zündschloß war !!

      Beim Prüfen mit Eingeschalteter Zündung hatte ich strom an klemme 15
      und natürlich auch bei allen anderen Tests wie unterbrecher und so weiter ,
      sobald ich aber den Motor Gestartet habe ,hatte ich keinen Strom mehr auf klemme 15

      Es hat stunden Gedauert bis ich das Rausgefunden habe :D
      Gruß Gebhard


      P2 Caravan BJ 1961
      Ponton BJ 1956
      Rekord E1 2,0 E BJ 1981
      VW Polo 86C BJ 1989
      Intruder VS 1400 BJ 1994

      Manic Mechanic schrieb:

      Das gemeine Zündproblem, einfache Abhilfe und konsequente Ausrottung:


      Klasse Beitrag von Dir Klaus.

      Anhand der detaillierten Beschreibung, wie man den Fehler eingekreist, ist Deine Anleitung bestens für die Störungssuche geeignet.

      Für mich auf jeden Fall, da ich mich nach Jahrzehnte langer KFZ-Reparatur-Abstinenz erst wieder richtig in die Materie einfinden muss.

      Danke Peter
      Zum Thema Kontakte: Ich habe z.Zt. bei beiden P2 Beru-Kontakte (hergestellt in der Türkei meine ich lt. Packung) verbaut, die 5000 km sind zumindest bei einem bisher geringfügig und problemlos überschritten. Inzwischen habe ich wieder genug altes NOS-Material günstig auf Teilemärkten erstanden, die sollten dann reichen.
      Hey Leute,

      Fehler gefunden. Der Kontakt an der Verteilerkappe ist abgefallen und lag lose im Bauteil. Danke nochmal für die rege Beteiligung. Jetzt nur noch das Teil bestellen und dann kann’s losgehen.

      Kennt einer von euch eine gute Adresse wo ich die gut und günstig bekomme?

      Grüße, Andi
      Hallo Andreas,

      kleine Ursache, große Wirkung.
      Glückwunsch zum erfolgreichen Fehlerfund !

      Eine passende Verteilerkappe bekommst Du bei allen einschlägig bekannten Teilehökern, wie Matz, Oberé, Haslop ... usw.

      Beim nächsten Autoteileladen oder Boschdienst um die Ecke besorgen sie Dir auch eine passende Kappe von heute auf morgen.

      Gruß
      Klaus
      Grüße aus dem Sauerland von Frankie, dem Lennecruiser!


      -------------------------------------------------------------------------------------
      Ort: 58119 Hohenlimburg a. d. Lenne
      Fahrzeug: Olympia Rekord P1, EZ 02/60, 1700 ccm
      -------------------------------------------------------------------------------------
      MOTTO: "LEBE SO, DASS SICH DEINE FREUNDE LANGWEILEN, WENN DU TOT BIST!"

      Anderl7 schrieb:

      Hey Leute,

      Fehler gefunden. Der Kontakt an der Verteilerkappe ist abgefallen und lag lose im Bauteil. Danke nochmal für die rege Beteiligung. Jetzt nur noch das Teil bestellen und dann kann’s losgehen.

      Kennt einer von euch eine gute Adresse wo ich die gut und günstig bekomme?

      Grüße, Andi


      Hallo Andi,
      ich habe da eine Verständnisfrage: Warum kann ein fehlender Kontakt in der Verteilerkappe nur beim Kaltstart Probleme verursachen?
      Sollte das dann nicht beim Starten des Motors grundsätzlich Probleme bereiten? Egal ob kalt oder warm.

      Gruß aus Werl
      Rudi
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      Man kann einen Oldtimer nicht wie ein menschliches Wesen behandeln. Ein Oldtimer braucht Zuwendung! :alt002:
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      Opel Olympia P1 CarAvan, EZ 06.1960, Koralle/Alabastergrau, 1,7l
      Opel Olympia P1 "nackter Spatz", EZ 18.06.1959, Birkengrau
      Opel Olympia Rekord P1 Cabriolet von Autenrieth, EZ1959, rot
      Hallo Anderl,

      wenn der Kohlestift im Verteiler rausgefallen oder abgebrochen ist, resultiert das oft aus "Schiefem" Aufsetzen der Verteilerkappe.
      Das kam früher auch schon vor, deshalb gibt (gab) es den Kohlestift mit Feder auch einzeln, OPEL 12 12 875, siehe Bild 1680.

      Ein Austausch lohnt nur bei einer neuwertigen Kappe (wenn man so einen Stift denn hat), beim Einsetzen muß der Stift mit Feder gedreht werden, damit die Feder

      "zusammenzieht" und einfädeln kann.

      Schiefes Aufsetzen / schräger Sitz der Kappe kann vorkommen, wenn der Anschluß verbastelt ist, siehe die Kontaktschraube / Pertinaxscheiben

      und den Ausschnitt der Verteilerkappe (ältere Ausführung, z.B. Beru VK 101 oder Beru VK 154), die wurden bei vielen Autos verwendet, Bild 1668.

      Bild 1669 zeigt eine "neuere" Variante der Kappe, nun ohne Ausschnitt an der u.U. kritischen Stelle (original -Opel-Teil / oder Beru VK105), man sieht,

      dass eine vorstehende Isolierscheibe den Kappensitz behindern kann /könnte. Diesen Bereich solltest Du kontrollieren. Bezüglich des Freigangs ist die "ältere" Variante

      eindeutig besser (VK 101 / VK 154). Opel hat wegen Startschwierigkeiten im Winter und bei feuchtkalter Witterung eine Unzahl technischer (Detail)-Lösungen

      versucht, die nichts bringen und nur zu einer Teilenummernvielfalt geführt haben, z.B. Innen lackiert, außen lackiert, innen und außen lackiert, Material Phenolharz,

      Material Polyester, verlängerte Kriechstromstrecken und was nicht sonst....

      Gruß + viel Spaß mit der alten Kiste,

      Alfred. H.






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