Zündkabel, Stecker, Widerstände, Crimpe + selber bauen 1)

      Zündkabel, Stecker, Widerstände, Crimpe + selber bauen 1)

      Liebe Kollegen, wegen Zündkabeln hatte ich einen Beitrag zugesagt, hier ist er:

      An der Ausführung der Zündkabel scheiden Sich die Geister, speziell der Begriff „Widerstand“ scheint bei vielen Zeitgenossen eine emotional ablehnende Haltung zu bewirken. Die unterschiedlichen Weltanschauungen gingen auch früher

      schon quer durch die Fahrzeugindustrie: Amerikanische Hersteller und deren Töchter verwendeten mehrheitlich Zündleitungen mit integriertem Widerstandsleiter, auch bei Japanischen Produkten fand man die häufig. Deutsche Hersteller

      bevorzugten Zündkabel mit Kupferseele und Steckern, die den zur Entstörung notwendigen Widerstand enthalten. Warum das so war, wird im Dunkeln bleiben, technisch gesehen gibt es keine herausragenden Vor- oder Nachteile….und die

      Erfahrung zeigt: Amerikanische, Japanische, Europäische … Fahrzeuge fahren, so oder so. Allenfalls können Kostengründe eine Rolle gespielt haben, die Verarbeitung der Widerstandskabel ist deutlich preisgünstiger, weil die Stecker

      entfallen und Crimpe ausreichen. Es lohnt sich, mal einen genauen Blick auf die Kabelausführungen zu werfen, es gibt 3 Hauptausführungen….mit mehreren Unterarten:

      1) Kabel mit Kupferleiter:

      a) Kupferkabel mit PVC-Isolierung, das war Standard

      b) Mit Silikon-Isolierung, das ist die thermisch beständigste und elektrisch am besten isolierende Ausführung > TOP

      c) Mischisolierung, außen Silikon, innen Hypalon o.ä.

      2) Kabel mit „Wirkwiderstand“:

      a) Mit Kern aus graphitierter Glasfaser (o.ä.) alter Stand

      b) Mit Schlauch aus Leitsilikon (innen Zugentlastung durch Fasern) > TOP

      c) Früher in PVC-Mischbauweise

      d) Letzte Bauart ist (bei Opel) mit Silikonisolierung ca. 1985 (2-Stoff) > TOP

      3) Kabel mit „Blindwiderstand“

      a) Hat Opel in den 60ger und 70ger Jahren eingesetzt, hier ist eine dünne Drahtwendel auf einen Kern gewickelt, der Widerstand ist deswegen nicht „Ohmsch“, sondern frequenzabhängig, wirkt als Drosselspule Gab es in vielen

      Ausführungen, mit gleichmäßig gewickeltem Draht, (Beru-Power-Cable) mit sektional gewickeltem Draht (NGK), in vielen Farben und in allen möglichen Isolierungen, zuletzt nur Silikon > TOP

      Wenn man den Widerstand der 3 Hauptsorten vergleicht, kommt man zu dieser Charakteristik: Das Kupferkabel hat praktisch keinen Widerstand, er ist verschwindend klein und deshalb über die Kabellänge praktisch als konstant anzusehen,

      der Entstörwiderstand sitzt immer am Stecker und ist fix. Diese Ausführung empfiehlt Opel bei Einbau eines Autoradios, ebenfalls die Verwendung eines entstörten Verteilerläufers. Beide Funkenstrecken (an der Kerze + im Verteiler)

      werden damit ortsnah entstört. In den letzten Baujahren hat OPEL auch direkt an der Zündkerzen Entstörmaßnahmen vorgesehen, also Widerstand „in“ der Zündkerze, Typformel WR7BC oder WR7BP. Der Widerstand beträgt rund 6kOhm

      (gemessen). Bei hartnäckigen Knattergeräuschen im Radio könnte das gut wirken, ich habe es aber selbst nicht versucht (keine Probleme). Vereinzelt wurde von Fehlfunktion dieser Kerzen berichtet, kann ich weder bestätigen, noch

      ablehnen, in meinem Ascona B und Rekord E habe ich sie sehr lange störungsfrei gefahren. Streuungen sind nicht auszuschließen, mein Vorrat zeigt Bosch WR7BC Made in Germany; Bosch WR7BC made in China und Opel- verpackte Kerzen,

      Original Opel: Made in China. Soviel dazu… Kabel mit Wirkwiderstand oder Blindwiderstand zeigen eine starke Abhängigkeit des Widerstandes von der Länge, übliche Werte sind für Wirkwiderstandskabel um ca. 17kOhm/m, bei

      Blindwiderstandskabeln mißt man deutlich weniger, etwa den halben Wert. Je nach Auslegung gibt es hier jedoch Unterschiede, was die Widerstände betrifft. An unseren Wagen haben wir Zündkabellängen so um 250mm, an dieser Länge

      messe ich einen Widerstand (Wirkwiderstandskabel) von rund 4,5kOhm. Das wären ca. 18kOhm/m und liegt damit ungefähr bei dem o.a. Wert. Für die gesamte Widerstands-Relevante Länge kommt noch die Leitung zwischen Spule und

      Zündverteiler dazu, das sind ca. 180mm, die bringen noch einmal rund 3kOhm.Insgesamt ergeben sich als Wirkwiderstand ca. 7,5kOhm. Das ist hinsichtlich der hohen Spannung praktisch sehr wenig ! Zum Vergleich: Wir kennen die braunen

      Entstörstecker aus alter Zeit, es gibt sie mit den Widerstandswerten 1kOhm, 5kOhm und 10KOhm, für Opel wurden häufig 5kOhm-Stecker verwendet .Hinzu kommt der entstörte Verteilerläufer, ebenfalls häufig mit Widerstand 5k-Ohm

      ausgeführt (oder, alternativ, Entstörstecker auf der Verteilerkappe). In Summe kommt man dann leicht auf einen Gesamtwiderstand um 10kOhm….und das ist schon mehr, als bei der oft geschmähten Widerstandsleitung (aber immer noch

      leicht verträglich). Seitens der Zündkabelhersteller werden noch bis zu 30kOhm Widerstand als akzeptabel angesehen. Ganz so arg sollte man es bei den alten Kisten nicht treiben, die Reserven sind mit den Zündanlagen aus den 80ger /

      90ger Jahren nicht zu vergleichen. Der Widerstand (welcher Bauart auch immer), kommt erst zur Wirkung, wenn Strom fließt, das ist aber (von Nebenschlüssen abgesehen) erst der Fall, wenn der Zündfunke bereits „brennt“. Dazu muß die

      Spulenspannung so weit ansteigen, dass der Luftspalt zwischen Verteilerfinger und Kappe und der Luftspalt an der Kerze so weit „ionisiert“ werden, dass die Luft leitet, das ist ein größeres Hindernis, als der Widerstand des Kabels /

      Steckers. Aus langer Beschäftigung mit den alten Opels besitze ich viele Technische Nachrichten. Darin ist zu winterlicher Zeit eine immer wiederkehrende Hektik auszumachen, von wegen: Startschwierigkeiten, + Maßnahmen dagegen,

      besonders betroffen sind die Kadett A-Typen. Hier empfiehlt Opel das:

      - Kerzenabstand von 0,9 auf 0,7mm reduzieren (hilft)
      - Zündspule vom Rekord A verwenden (hilft dem Verkauf)
      - Wasserschutzkappen einsetzen (hilft)
      - Zündanlage trocken und salzfrei halten ( hilft)
      - „die grünen, niederohmigen Zündkabel“ einsetzen (Blindwiderstandskabel), hilft, weil die hermetisch dichte Kappen besitzen !! Im übrigen bat man die Händlerschaft um Rückmeldung zu den Erfahrungen, mit den o.a. Maßnahmen,

      speziell zur Zündspule des Rekord A. Kann man ja so machen, das zeigt aber auch, wie wenig man sich damals mit den grundsätzlichen Fragen / Problemen beschäftigt hat und eher nach Try + Error verfahren ist.. Sieht eher nach einer

      persönlichen Notmaßnahme aus. Gut, der Kadett ist sehr anfällig auf feuchte Witterung, mit dichten Wasserschutzkappen geht es. Die P-Modelle sind dem gegenüber anspruchslos. Der aus der damaligen Zeit stammende, schlechte Ruf der

      Widerstands-Zündkabel, scheint m.E. durch die verwendeten Materialien begründet und ist nicht prinzipbedingt. Im Gegensatz zu den Kupferkabeln sind die Widerstandskabel empfindlich auf robustes Hantieren, dran Rumziehen oder

      anderen Mißbrauch. Zudem waren die damals verfügbaren Qualitäten der Leiter und der Isolierung weitaus schlechter, als heute verfügbares Material, keine Zugentlastung vorgesehen o.ä. In der Neuzeit wurde u.a. Kevlar als Zugentlastung

      eingesetzt, das wirkt ! Wenn man seinem alten Schätzchen etwas Gutes tun und störungsarm reisen möchte, sollte man die Zündanlage in einwandfreiem Zustand halten:

      - alle Stecker, Schraubverbindungen sauber halten
      - Zündkontakte regelmäßig kontrollieren und bei Verdacht sofort ersetzen, die Lebensdauer dieses Bauteils ist bei 6V-Anlagen sehr begrenzt
      - auch prüfen, ob die Blattfeder der Kontakte Rost aufweist, Rost kann den Bruch der Feder auslösen
      - Kondensator prüfen (ist selten defekt)
      - Verteilerkappe sauber halten, Kontakte frei von Brandkruste halten, auf Risse checken, Kontaktstift i.O. ?
      - Verteilerläufer checken, den gibt es in verschiedenen Qualitäten, am Schaft ist der Dicke des Isolierstoffs zu erkennen, die massivere Ausführung ist robuster gegen Risse
      - Zündkabel pfleglich behandeln, bei Verdacht auf Mängel in der Isolierung oder Verhärtung > besser wechseln
      - Kerzenstecker innen auf Brandspuren (Stromlinien) prüfen
      - Zündkerzen, Abstand prüfen und ggf. einstellen. Die Zündkerzen werden bei unseren Wagen nur gering belastet und halten sehr lange…
      - Zündspule in Ordnung ? Sie sitzt original am Zylinderkopf und wird dort angewärmt und mit Vibrationen belastet, das ist nicht der richtige Anbauort und manchmal gibt es mechanische Schäden (Längsriß im Blechmantel außen, selten, gibt es aber)
      - Zündverstellung prüfen, Fliehkraft + Unterdruck
      - Grundplatte prüfen, sie darf kein Radialspiel aufweisen
      - Gleitstück der Kontakte gefettet ???
      - Fliehkraftverstellung gängig ? Filz in der Verteilerwelle vorhanden und geölt ?

      An dieser Stelle muß ich den Beitrag teile, er ist zu lang, gleich gibt es Teil 2, zum Selber-bauen.

      Gruß + viel Spaß,

      Alfred. H.
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      Zündkabel kann man in sehr guter Qualität selbst anfertigen, nicht alle Ausführungen eignen sich aber für den „Heimwerker“, weil Spezialwerkzeug bzw. entsprechende Vorrichtungen notwendig sind.

      Bild 430 zeigt eine grobe Übersicht über diverse Kabelsorten, ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Bild 427 zeigt heute noch erhältliche Kerzenstecker, diverse Typen, ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

      Das sehr robuste Teil ganz oben läßt sich z.B. aus einem voll geschirmten Militärstecker gewinnen (muß etwas abgedreht werden, ist aber für die Ewigkeit gemacht). Das unterste Teil ist aus einem heute

      noch verfügbaren "Bremi" Stecker angefertigt, geschliffen, Haftvermittler + 2K-Autolack geben ihm exakt dendunkelbraunen Farbton der 50ger Jahre. Vorrichtung dazu ist erforderlich, um Farbnebel im

      Steckbereich zu vermeiden. Bilder 428; 429 zeigen einige Kontaktierungen, z. Schrauben., z. Crimpen an Kerze und Verteilerkappe. Das einfachste Verfahren (früher als Set angeboten) ist: PVC Leitung

      nehmen,in exakter Länge zuschneiden (gerade), Kerzenstecker anschrauben, Schraubkontakt für die Verteilerseite anschrauben. Ist eine überschaubare Arbeit. Abisolierungen sind nicht notwendig. War

      früher Standard und reicht für unsere alten Kisten aus. An der Verteilerkappe + der Zündspule sollten Wasserschutzkappen verwendet werden, aus GUMMIMATERIAL. Preiswerte Ausführungen zeigen hier

      oft PVC, das ist qualitativ nicht so gut wie Gummi und optisch wenig ansprechend, erinnert an Moped oder Rasenmäher… Silikonleitung ist ebenfalls verwendbar (technisch das beste Material), die

      „Verschraubung“ sitzt aber nicht so fest in dem sehr flexiblen Material, auf Seiten des Kerzensteckers ist das unproblematisch (man kann ja am Kerzenstecker anfassen, um Abzuziehen), verteilerseitig

      muß man aber am Kabel ziehen, wenn das Kabel heraus soll, da kann sich ein Schraubkontakt schnell lösen, bei Silikonmaterial ist ein Crimp deshalb besser geeignet. Dazu muß abisoliert werden

      (Vorrichtung) und man benötigt den Crimp + das Crimpwerkzeug (und ein paar Versuche vorweg). Technisch entsteht bei dieser Vorgehensweise eine sehr gute und lange haltbare Lösung > Top-Qualität.

      Das heute erhältliche Material für Widerstandsleitungen ist durchweg mit Silikonisolierung versehen und zur Herstellung einer Zündleitung sind diese Voraussetzungen nötig, siehe Bilder 431; 432; 433.

      - Schneidevorrichtung für exakt geraden Schnitt
      - Schneidevorrichtung für verschiedene Schnitttiefen (der Leiter darf auf KEINEN FALL auch nur angeritzt werden
      - Crimpe für die Silikonleitung an der Kerzenseite
      - Crimpe für die Silikonleitung auf der Verteilerseite Weil man bei dieser Bauart auch kerzenseitig an der Leitung ziehen muß, um sie abzuziehen, empfiehlt sich ein Crimp mit möglichst langer Fassung,
      den kann man gut greifen und die Leitung sitzt fest darin. Wegen verschiedener Schnitttiefen hat die Schneidelade zum Abisolieren verschieden hoch angebrachte Durchführungen, zwischen den

      Schneidwangen sitzt ein Anschlag, damit ist eine exakte Einschneidetiefe zur Abisolierung gegeben: Vorgabestück einführen - Kabel dagegen schieben- Messer von oben ansetzen- Kabel drehen > fertig

      zum Crimpen. Ist etwas Aufwand, anders wird es aber nix. Auf Seite der Verteilerkappe begrenzt die „Einstecktiefe“ auch die Crimplänge, sie kann max. 15mm betragen. siehe dazu die Bilder. Auch

      Zündleitungen mit Blindwiderstand lassen sich bauen, hier wird nur gerade abgeschnitten, eine Kontaktnadel eingeführt + vercrimpt (wie vor), Abisolierung ist nicht vorgesehen. Alle Einzelteile zur

      Kabelfertigung gibt es in den unterschiedlichsten Ausführungen und Qualitäten, Stecker, Crimpe, Wasserschutzkappen sind heute noch erhältlich, gute Qualität schlägt sich allerdings im Preis nieder. In

      Deutschland gab es bis in die 90ger Jahre z.B. noch diverse Hersteller für alle Arten von Leitungscrimpen (Zündleitungshülsen)….heute gibt es nur noch wenig Auswahl….oder die Mindestabnahmemenge

      ist 5000 Stück. Habe mich in den USA eingedeckt, das ging leichter, als hier.Bild 434 zeigt ein Paar Zündleitungen, mit Bremi-Steckern, gecrimpt und mit vernünftigen Gummischutzkappen. Bild 435 zeigt

      2 übliche Crimpzangen.Wenn ein Leidensgenosse gern basteln will, gebe ich gern ein paar Anschraubkontakte ab, ich sollte noch so 80 Stück haben, damit kommt der Heimwerker klar, siehe oben. Noch

      ein Bild: 436 zeigt die Lackiervorrichtung, der Holzstab trägt mittig eine M4 Schraube, sie wird in den Stecker gesteckt. In der Position: Untere Steckeröffnung sitzt auf dem Holzstab ein passender

      O-Ring, er dichtet gegen Lacknebel sehr gut ab. Auf der Kabelseite hilft ein Kabelabschnitt. Funktioniert (und sieht 100% nach 50ger Jahre-Bauteilen aus)…

      Gruß + viel Spaß,Alfred. H.
      Hallo Alfred

      wieder mal ein super beitrag von dir :daumen1: .

      ich fahre schon seid jahrzehnten mit selbst montiertem zündgeschir problemlos durch die gegend . kupferkabel , das es fast in allen farben gibt und schraubhülsen vom teilemarkt .

      mich hat vor allem gestört , das bei konfektionierten kabeln , die es in 5 cm abstufungen gibt , es nie richtig passt und es dann scheisse aussieht . wenn man die kabel selber macht , kann mann sie genau ablägen und dann freut sich auch das auge :wink: .

      gruss aus der Schweiz , Kurt Huber
      Wohnort : 5108 Oberflachs / Schweiz

      div. P2`s und anderes Alteisen