Motorlagerung mit Fremdteilen....

      Motorlagerung mit Fremdteilen....

      Liebe Freunde,

      nach meinen Erfahrungen ist die Motorlagerung an unseren Wagen ziemlich problematisch, vor allem wegen der Verfügbarkeit passender und richtig funktionierender Ersatzteile. Für meinen 57ger Rekord gab es dazu vor 3 Jahren nichts,

      außer einer völlig unbrauchbaren Repro. Die habe ich nicht eingebaut, aber mal wegen ihrer Eigenschaften vermessen lassen, siehe Bild....

      - die Außenmaße sind o.k.

      - Verdrehsicherung nicht vorgesehen (nicht so schlimm)

      - aber die Shorehärte ist völlig daneben !

      an 4 Punkten gemessen hat ein "neues" Originalteil diese Werte: 45; 41; 45; 41 Shore A, das ist o.k. Motorlager für Hecktriebler (Motor vorn) sind in diesem Bereich so üblich

      an vergleichbaren Punkten gemessen hat das Reproteil: 71; 67; 70; 72 Shore A, das ist eine Welt steifer und für Motorlager grundsätzlich ungeeignet !

      Gummi hat zwar schöne Eigenschaften, eine ist aber für die Geräuschisolation und Vibrationsisolation schlecht: Bei kleinen Amplituden und hohen Frequenzen wird der Stoff "Dynamisch steif", er verhärtet. Genau das will man nicht,

      es ist aber so. Der einzige Ausweg aus diesem Nachteil des Materials an sich ist eine "weiche Mischung". Üblicherweise 45 Sh. Die Kennung (Gesamtfedereigenschaft) kann durch Innenkonstruktion, Vorspannung etc. in weiten Grenzen

      beeinflußt werden, die dynamische Verhärtung eher nicht.

      Kurz und gut: Lager mit 70 Sh sind ungeeignet !

      Das Problem hatten noch zwei andere Kollegen mit Rekord 56 / Rekord 56.....und weil notwendige Maßnahmen an Kosten gekoppelt sind, haben wir die durch 3 geteilt.

      Startbedingung: Es gibt keine vernünftigen Lager zu kaufen, es werden aber 3 Satz gebraucht, darum habe ich mich dann gekümmert, aufgrund guter Kontakte....

      1) Welche Lager gibt es heute verfügbar, die in ähnlichen Konzepten verbaut sind (Hinterradantrieb, Längseinbau des Motors vorn, annähernd gleiches Motorgewicht...) !

      2) die Bilder zeigen eine entsprechende Kollektion, alle Ausführungen sind "Dachlager", sie überlagern aufgrund ihrer Form Schub und Druckbeanspruchung des Gummis und das ist gut ! Abgebildet sind Lager des Rekord E1, 1x unbearbeitet,
      1 x 7mm gekürzt+ Gummi nachgeschliffen + Freimachung für die Motorstütze ; 1 x Kadett (nur wegen Dachlager), 1 x Dachlager Kadett mit Frontantrieb (nur wegen Dachlager), 1 x BMW 318; Bild: Vergleich Rekord E gekürzt /BMW

      3) leider stellte sich heraus, dass die Rekord E-Lager (auch in Manta / Ascona verbaut)…..nicht mehr lieferbar sind, das ist nicht gut...

      4) die BMW-Lager waren übrig und wurden wegen Einbaus untersucht

      Die ganze Messerei am Auto ist wegen der Zugänglichkeit schwierig, wenn man keinen Tastarm (z.B. FARO) hat oder ausleihen kann...

      Deshalb wurde ein einfacher Ansatz gewählt: Die in den original-Opel-Reparaturanleitungen befindlichen Zeichnungen sind sehr gut und zeigen den Konstruktionsstand exakt. Wenn man die mit einem TOP-Kopierer vergrößert, ist man schon

      nahe an der Realität.

      5) ein exaktes Maß am Auto suchen, möglichst groß, z.B. den exakten Abstand zweier Schrauben etc., z.B. am Motor, wo die Toleranzen eher klein sind...

      6) Messen, exakt !

      7) das Maß auf der Zeichnung suchen und mit dem Kopierer so weit vergrößern, dass es dem Maß am Auto entspricht

      Für den Rek. 57 und die P-Modelle habe ich mal diese so entstandenen Zeichnungen eingescannt.

      Eine erste geeignete Unterlage haben wir jetzt. Sie ist vielleicht nicht ganz genau, die wichtigsten Größen sind aber weniger exakte Längen, als viel mehr: Exakte Winkel und die haben wir nun genau genug. Längen anpassen geht schnell.

      Den Tragarm am Motor brauchen wir weiter, den Längsträger und den Vorderachskörper auch, das Lager entfernen wir mit Tippex oder kleben ein Karopapier drauf....und jetzt kann konstruiert werden. Meist zeigt sich schon beim

      Auflegen eines Musterlagers, ob die Operation schwierig wird, oder schnell über die Bühne geht.

      Mit dem BMW-Lager ging das schnell: Entfernen eines eingepreßten Originalbolzens im Lager, Hinzufügen eines dreikantigen Füllstücks (wegen Verschraubung), minimale Nacharbeit am Tragarm, keine Nacharbeit am VA-Körper, ein leicht

      winkliges Frästeil, ein Unterlegstück und fertig ist es ! Das letzte Bild zeigt den Zusammenbau, das BMW-Lager hat sich auch nicht gegen das Opel-Grau oder die artfremde Verwendung gewehrt, funktioniert einwandfrei in 3 Autos.

      Die Kosten haben insgesamt rund 450,-€ betragen, geteilt durch 3 geht das.

      Auch am P haben wir das im Einsatz, aber etwas anders gestaltet, es gibt hier andere Schwierigkeiten und auch andere Möglichkeiten, als am 57ger.

      Viel Spaß + Gruß,

      Alfred. H.
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      ...die Motorlagerung wie abgebildet, passt an den P-Modellen leider so nicht, siehe dazu die beiden Scans aus meiner Ergänzungsmail. Die BMW-Lager können natürlich auch an P1 und P2 angepaßt werden, das ist in unserem Hause auch passiert, ich schreibe dazu noch einen eigenen Bericht, denn hier gibt es noch anderes Potential. Die Lagerung der P-Modelle ist eine glatte Fehlkonstruktion (das ist mein Standpunkt), deshalb finden wir die charakteristischen Merkmale auch an keinem weiter entwickelten Opel wieder ! Nach einer langen Findungsphase hat sich Opel über Olympia (Vorkrieg) über die Nachkriegsmodelle Olympia 47-52, die Modelle 53-57, die P´s zu einer Motoraufhängung durchgehangelt, die endlich befriedigt und Stand der Technik war. Stichwort: Dachlager ! Das geht, und hat über rund 20 Jahre Bestand gehabt, bis Hydrolager einsetzten. Das ist ein neues Kapitel und wegen der Bauraumsituation so nicht darstellbar, bei unseren alten Kisten. Dachlager + Dämpfer gehen aber, analog BMW, unser P1 hat das so, bei Interesse kann ich gern Fotos einstellen und Erklärungen dazu liefern

      Gruß + danke für Dein Interesse !

      Alfred. H.