Glaubensfrage Entrostung

      Glaubensfrage Entrostung

      Gruß an alle Schrauber die vor nichts zurückschrecken.

      In verschiedenen Threads habe ich gelesen, wie bei Vollrestaurierungen vorgegangen wurde. Immer wieder liest man hier von der "substanzschonenden Restaurierung" und dann aber wieder von dem Tipp möglichst alles was auch nur Spuren von der braunen Pest zeigt, schonungslos wegzuflexen, zu strahlen oder dem Rost mittels Säure den Garaus zu machen.
      Klar – letztlich ist das eine Glaubensfrage.

      Ich stehe gerade vor eine Vollrestaurierung und hab recht ordentlich von dem braunen Zeugs an der Karre.
      Am liebsten würde ich die Karrosserie (oder das was von ihr übrig ist ;) in ein Säurebad geben und danach phosphatieren lassen. Ist mir aber viel zu teuer und zu aufwändig vom Procedere.
      Komplettstrahlen macht mir Angst wegen Verformung und dem Strahlgut, das später in den Ecken und Spalten hängt, wo es dann nicht mehr richtig rauszupusten ist.
      Bleibt also die "schonende, materialerhaltende Methode" mit dem Restrisiko, dass die nicht so gründlich behandelten Ecken die Brandherde der Zukunft sein könnten.

      Wie seht Ihr das? Bin ich da zu ängstlich oder gar zimperlich. (hab da Kollegen in Threads gesehen, die ihren Rekord in kleine Stücke geschnitten haben und mit der Hilfe eines Hammers und eines Schraubstocks das Blech unerschrocken in alle nur denklichen Formen gezwungen haben. Rost und Prävention hat die nicht sonderlich geschreckt. Respekt!)

      Reicht es hier den Rost grob zu entfernen und mit einem Umwandler in ein unschädliches Oxyd zu verwandeln (wie bereits erfolgt)?


      Und was ist mit den Ecken, wo die groben Hände (und vor allem die Flex) nicht hinkommen?



      Sollte man hier mit Korund reinblasen oder reicht eine Behandlung mit Fertan?
      Oder soll die Rückwand, die sonst eigentlich gar nicht sooo schlecht ausschaut ganz raus?
      Fragen über Fragen!

      Also: Rost gnadenlos bekämpfen oder schonend zum verharren bewegen?

      Eure Meinung (und euer Glauben ;) ) würde mich Interessieren!

      Gruß vom rostgeplagten Frank
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      61479 Glashütten im Taunus / OPEL Rekord B Coupé 1,7 S, Bj.66

      loschinger schrieb:

      Was hälst Du/Ihr von "Eisstrahlen?


      Da gibt es sogar mobile Strahler die vor Ort ihre Dienste anbieten. Der P1-Josch hat das machen lassen. Schreib ihn doch mal an, dann kannst Du von
      seinen Erfahrungen profitieren.
      Grüße von Günni aus Hagen :wink:

      Opel Rekord P2 4TL 1700ccm EZ 1962
      NSU Fox 125ccm Bj 1951
      NSU Fox 125ccm Bj 1952
      Demm Ping Pong 50ccm Bj 1976
      Rapido Confort Matic Bj 1982
      Hymer B544 Bj1996
      Wohnort: 58099 Hagen

      Rostlaube66 schrieb:

      Eure Meinung (und euer Glauben ) würde mich Interessieren!


      Wir hatte ja früüher nischt, auch koa Jeld. Meiner sah auch ähnlich aus wie deiner. Ich habe die rostige Stellen rausgetrennt, mit der Topfbürste im Winkelschleifer den Rest blank geschliffen und mit neu angefertigten Blechen alles in Form gebracht. Bis auf die Schweller, die waren neu. Der kompl. Boden wurde mit Bob Rostversiegelung, Grundierung und Lack im Anschluss versiegelt. Das war Ende der 80er ;) Macht viel Arbeit aber gut fürs Budget.
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      Ja, danke schon mal für die regen Tipps!

      Trockeneis ist nun wirklich nix gegen Rost. Ggf. noch Soda-Strahlen. Ist aber alles nicht das Passende für eine mobile Dienstleistung an meiner Rostlaube.
      Kleine Flächen kann ich ja in der Garage strahlen. Habe 2 Kompressoren die genügend Luft bringen. Aber die Sauerei!!
      Meine ersten Manta A habe ich mit 17 Jahren auch rustikal restauriert - weil ich es nicht besser wusste und konnte. heute mit 53 würde ich aber gerne "Bedachter" an die Sache gehen. Wollte den Rekord möglichst noch mit 80 fahren. Und da es kein Diesel ist steht der Idee eigentlich (ausser dem Rost) nichts im Wege ;)
      Oder?
      Gibt es Argumente gegen das "Konservieren" des bestehenden Rostes? (also das Grobe mach ich schon runter - aber die Oberfläche lässt sich ja dann oft nur durch echten Abtrag gänzlich befreien (und das ist bei ordentlichem Rostfraß auf dem eh schon dünnen Blech nicht sehr Material-schonend).

      Gruß, Frank
      61479 Glashütten im Taunus / OPEL Rekord B Coupé 1,7 S, Bj.66
      Hey Frank,

      das Ganze ist wirklich eine Glaubensfrage und du wirst mit den vielen verschiedenen Meinungen zum Schluss weniger Bescheid wissen, als vor deiner Frage. Trotzdem will ich dir sagen woran ich glaube.

      Trotz eines schlechten Abschneidens im MARKT-Test glaube ich an :hail: Owatrol-Farbkriechöl.

      Wie du schon gesagt hast, man kommt nicht überall hin. Und ich wollte auch nicht alles (was noch halbwegs brauchbar war) auf Pergament-Stärke runterschleifen. Außerdem baut man beim Schweißen ja auch direkt neue Rostkeime ein. Obwohl es für das Problem heute Materialien geben soll, die mir damals (ca. 21 Jahre her) nicht bekannt waren, hat das Zeug alle Schweißstellen gut umschlossen und versiegelt. Meine damalige Low-Budget-Reparierung (Restaurierung mag ich das nicht nennen) habe ich heute noch. Und von guter Pflege kann man bei mir auch nicht gerade reden, aber er stand immer trocken. Allerdings bin ich auch nicht viel gefahren, was ich aber begonnen habe zu ändern.

      Nachteil: Das Zeug verträgt sich nur mit Kunstharzfarbe. Also für Bodengruppen, Radhäuser und Hohlräume kein Problem. An Stellen, wo das Zeug nach außen kommen kann, sollte vorher lackiert werden.

      Aber wie gesagt, alles meine Meinung und meine Erfahrung mit einem preiswert zusammengehauenen Studenten-Kapitän. :auto1:
      Nachdem ich jetzt bei den ersten Begegnungen mit anderen Forums-Autos gesehen habe was für Schätzchen da unterwegs sind, wartest du vielleicht noch ein paar Glaubensrichtungen ab. Ich hoffe, das führt bei dir zu keiner Glaubenskrise. :saint:
      Schöne Grüße

      Dirk
      "Tausi" :wink:

      aus Meerbusch am Niederrhein (zwischen Krefeld und Düsseldorf)
      "P2"-Käpt´n seit Studientagen (so sieht er auch aus) und seit Ende 2015 auch Diplo-A-C
      Ja, reine Glaubensfrage. Aber es ist fast egal was Du machst, Du machst dann schon mehr, und es vor allem besser als die Jungs, die damals die Kisten zusammengeschossen haben.
      Zudem werden unsere Autos in den wenigsten Fällen als daily driver , Baustellenfahrzeug oder Balkanexpress genutzt.

      Also...lass Funken fliegen!

      DT
      LK Osnabrück - where the rust never sleeps...

      Rekord A ,1700er 4 Gang, 2T Limo, EZ 05/63 Schweden
      Danke Jochen!

      Die Seite kenne ich - da kaufe ich auch gerne ein :)
      Sie hilft mir aber leider nicht wirklich in meiner Glaubenskrise.

      EIGENTLICH wollte ich meine Rostlaube nur so weit restaurieren, wie es unbedingt nötig ist. Also den alten Look beibehalten. Irgendwie mag ich den Shabby-Schick-Look.
      Aber beim Rost entfernen bin ich dann immer tiefer in die Substanz vorgedrungen und in meinen schlaflosen Nächten habe ich von Rost geträumt, der sich immer wieder aus den Tiefen der Hohlräume nach aussen durchbricht.
      Will heißen: Am liebsten hätte ich es "untenrum" und in der Technik TOP und der Rest wäre mir egal. Aber wenn die Kotflügel keine Substanz zum Festschrauben mehr haben, dann hilft nur ein neuer (oder besserer Alter). Aber überhaupt einen zu finden und dann noch im patinierten bis angegammelten Rotton zu erwischen...
      Da würd ich lieber Lotto spielen und auf 6 Richtige setzen, als darauf zu hoffen den Passenden zu finden.
      Also läuft es mehr oder weniger auf eine "Totalrestauration" hinaus. Dennoch sagt mir mein Herz: Erhalte so viel Substanz wie möglich.
      Wie also entfernt man am sichersten und einfachsten den Rost in den Ecken, ohne die ganze Karosse in ein Säurebad zu legen oder alle Bleche um die Ecken herum zu entfernen?
      Rostentferner drauf, beten und zuwarten? Partielle Bestrahlung mit Bio-Walnusschalen bei 4,27 bar? Oder wie geht ihr den Rost so an?



      Ganz tief drin sehe ich noch etwas! Die Hoffnung auf Heilung und Erlösung. Ich glaube fest daran!
      Seht Ihr es auch?

      Freue mich auf Heilungsberichte meiner Glaubensbrüder (und -schwestern).

      Gruß, Frank
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      Blechschere ansetzen und nach und nach alles erneuern. Ich sehe da wenig Blech was zu retten ist.
      Grüße von Günni aus Hagen :wink:

      Opel Rekord P2 4TL 1700ccm EZ 1962
      NSU Fox 125ccm Bj 1951
      NSU Fox 125ccm Bj 1952
      Demm Ping Pong 50ccm Bj 1976
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      Hymer B544 Bj1996
      Wohnort: 58099 Hagen

      Hallo in die Runde....

      tja, es kommt im Kern auf den Blickwinkel an.
      Günter und ich restaurieren derzeit unsren "Frankenstein" Rekord B CarAvan. Unser Blickwinkel? Unser Ziel war es, einen alten Opel wieder auf die Straße zu bringen und haben ganz bewusst ein Projekt gesucht, das viel Zeit beansprucht. Ein Auto zu kaufen, das für möglichst kleines Geld im bestmöglichen Zustand ist, kam für uns nicht in Frage. Wir haben die Herausforderung gesucht (und gefunden....)!
      Was das Thema Rost angeht und wie man damit umgeht sollte man es pragmatisch sehen. Alles, was nicht TÜV fähig ist: raus und erneuern! Weil sonst kein TÜV, klar oder? Alles, was noch blechmäßig tragbar ist, also ohne Löcher, nicht zu dünn: retten und nach allen Regeln der Kunst konservieren.
      Beispiel: Wir haben am CarAvan z.B. beim hinteren Querträger eine anständige Aussenseite, innen aber die Flächen narbig und deutlich mehr als Flugrost. Das Ding lassen wir aber drin und konservieren es penibel: gründlich entrosten/Fertan/Rostprimer/an den Winkeln Karrosseriedichtmaße/ 2 Schichten Lack. Wenn der Querträger wieder zugebaut ist, werden von oben 2 Löcher gebohrt und der Hohlraum mit Hohlraumschutz geflutet. Ich denke, wenn man diese Arbeiten möglichst sorgfältig macht, kann man zwar mit viel Zeit aber ohne Totalrestauration ein Auto wieder vernünftig aufbauen.
      Und genau hier einfach mal überlegen: Der CarAvan ist mit werksseitig bescheidener Rostvorsorge 50 Jahre alt geworden. Wann soll denn dann bitte der so konservierte Bereich durchrosten? Wie alt muss ich da wohl werden? Zumal das Auto später eh nur noch zu als Schönwetterauto auf die Straße kommt.
      Vielleicht sollte man einfach immer im Blick halten, dass wir von Brot und Butterautos reden, nicht von irgendwelchen Aston Martins oder einem Mercedes SSK.

      Letztendlich muss es aber jeder selber wissen, was er an Geld und Zeit investiert und wie hoch der Anspruch an das Ergebnis ist.

      Also: nur Mut und einen klaren Kopf bewahren!

      Grüße
      Bernd
      Danke Bernd für die aufmunternden Worte.
      Das macht mir Mut und festigt meinen Glauben.

      So ähnlich sehe ich das übrigens auch: ist und wird auch kein 4DB mehr (habe vor eine paar Tagen einen ECHTEN auf 'ner Bühne gesehen - bei Jungs die in erster Linie 300Sl, mit Türen die nach oben aufgehen, totpflegen - kein Flax!!! Da wird für eine Inspektion mit werterhaltenden Maßnahmen mehr Geld ausgegeben als bei meiner kompletten Restauration (inkl. Anschaffungskosten des Fahrzeugs versteht sich ;)
      Und da musste ich an mein Gold-(Rost-)Stück und meine bescheidenen Fähigkeiten und Geldmittel denken. Aber dennoch: Hab ihn lieb und bring ihn wieder auf die Straße.
      Und - an dich Günni – es steckt tatsächlich mehr Substanz hinter dem scheinbaren Elend, als man vermuten mag. Man darf sich nur nicht zu sehr vom ersten Eindruck erschrecken lassen. Die Frage ist und bleibt nur, wie man damit umgehen soll.
      Und da stehe ich gerade wieder vor einem Glaubens-Problem: Die angebotenen Schweller- und Endspitzen-Reparaturbleche wurden scheinbar von Maschinenbau-Studenten im ersten Semester als Aufwärmübung erstellt und ohne Skrupel an mich verkauft. Selbst als Blechteile zum "drüberbraten" geben sie nicht viel her. Nun habe ich gesehen, dass es tatsächlich noch originale Seitenwände komplett für kleines Geld zu erwerben gibt. Mit perfektem Schweller zum Radübergang und Endspitzen in deutscher Präzisionsarbeit erstellt.
      Was also tun? Die schlechten Bleche hindengeln? Oder (noch) etwas mehr ausgeben und ein so wertvolles Teil zerflexen und damit für immer für die Nachwelt (also für einen Rekord B-Liebhaber mit einem - natürlich nicht selbst verschuldeten - sondern von einem orientierungslosem 90-jährigen verursachten, kapitalen Seitenschaden an seinem geliebten B-Modell) zerstören.

      Oh man! Restauration bringt mich voll an die moralischen Grenzen. Bin ich etwa zu selbstlos für das Metier? Oder etwa zu sentimental? Aber irgendwie habe ich die Herausforderung aber auch gesucht (heimlich beneide ich natürlich die Kollegen, die einen Rekord im Neuzustand mit 50.000 KM von einem Seniorenfür kleines Geld gekauft haben, der sich nicht mehr erinnert hat, wann er ihn das letzte mal aus der beheizten Garage geholt hat).

      Geht es jemand von euch genau so?

      Freue mich auf echte Schraubergefühle.

      Einen schönen Abend noch...
      vom Frank
      61479 Glashütten im Taunus / OPEL Rekord B Coupé 1,7 S, Bj.66