Opel Rekord P2: Bremsbeläge nieten oder kleben ?

      Was die Argumentation mit der Sicherheit durch weniger Löcher angeht, verstehe ich die nicht.
      Die Bremsleistung ergibt sich aus Kraft X Fläche, veringere ich die Fläche, steigt die Kraft, aber die Bremsleistung selbst bleibt gleich.
      Einziger Vorteil ist eine -nicht wirklich Messbare- größere Verschleißbeständigkeit und man kann die Beläge mangels nieten weiter runter bremsen.


      Also ich bin ja kein Physikexperte, aber ich verstehe das so:
      Der Druck bleibt an den Backen gleich, aber die Reibungsfläche wird doch größer wenn keine Löcher drin sind und dadurch steigt die Bremsleistung.
      Opel P1, Bj.59, 1500ccm 2TL

      Grüße aus Bayern

      :auto1:
      Hallo Sigi

      Da muß ich dem Mark aber Recht geben.
      Die Größe der Reibfläche hat nichts mit der Reibleistung (in diesem Fall die Bremsleistung) zu tun.
      So habe ich es gelernt, was auch schon bei meinen Mitschülern immer für hochgezogene Augenbrauen sorgte.
      Gruß Werner
      P1 mit Olymat & Faltschiebedach / P1 PickUp Rechtslenker aus Kreis Paderborn
      Hallo Jungs,mehr Fläche bedingt immer mehr Bremswirkung bei geringerer Kraft-deshalb der Hinweis auf den Flächenverlust bei gebohrten/aufgenieteten Belägen. Will heißen bei gebohrten Belägen muß eine höhere Pedalkraft aufgebracht werden-darum geht es.
      Wenn dann noch das Anpassen der Beläge an die Trommel vernachlässigt wird potenziert sich das Problem-den Unterschied erkennt nur der der mal in ein optimal verbessertes gemachtes Auto einsteigt-da aber noch andere Parameter die Bremswirkung wie z.Bsp. Bereifung,etc.beeinflussen ist auch dieser Vergleich sehr hypothetisch. :) Hehe.

      Gruß aus WZ Stephan
      en eschte Hessebub fäärt immer Obbl :modo:
      Nein, Stephan, das ist Quatsch und wird vom Wiederholen nicht richtiger.

      Die Kraft an der Backe ist immer gleich, das ist die Kraft N.
      Die Kraft N verteilt sich auf die Fläche A. Das Ergebnis ist, dass der Bremsbelag mit N Newton pro cm² drückt.
      Machst du die Fläche A kleiner, weil du Beläge mit Löchern drin verwendest, oder die neuen Beläge nur zur Hälfte tragen, verteilt sich die Kraft N auf die Hälfte von A. Das heist, die Bremskraft pro cm² verdoppelt sich. Im Ergebnis bleibt die absolute Bremskraft immer die selbe, theoretisch sogar wenn du nur einen halben Bremsbelag auf die eine Seite nietest und einen ganzen auf die andere Seite, hast du die gleiche Bremswirkung.

      Es bringt dir also in Sachen Bremsleistung weder etwas, die Backen auf die Trommel an zu passen, noch Beläge ohne Nieten zu verwenden.

      Ich hoffe ich hab oben auf die Schnelle keinen Fehler reingehauen.

      Das mit dem halben Belag ist natürlich nur theoretisch, wenn man den Längs teilt, müsste das funktionieren. Da kommen dann natürlich noch andere Dinge dazu, wie bei hoher Bremsleistung der Bremsbelag ein Gaspolster bildet und aufschwimmt. Deshalb haben Rennwagen gelochte / geschlitzte Scheiben. Das Gaspolster kann sich durch die Nietlöcher abbauen, bei einem beklebten Belag nicht, wobei dass jetzt alles doch sehr theoretisch wird...
      Tach Mark,

      kann deine Ausführungen so nicht ganz stehenlassen wobei ich nicht streiten möchte da sich vieles aus der Logik ergibt. Du schreibst das es nichts bringt Beläge anzupassen oder die Fläche zu vergrößern. In diesem Zusammenhang stellt sich dann natürlich die Frage warum diese Vorgehensweise früher zum Werkstattalltag zählte und im Regelfall bei vorderer Trommelbremse immer angepasst wurde ?? Die Erklärung liegt einfach in den Begriffen Selbstverstärkung ,Spann und Umfangskraft-diese Kräfte erhöhen sich nämlich in direktem Zusammenhang mit der Fläche und dem Kennwert C,heißt im Normaldeutsch wenn die Fläche sich erhöht und das tut sie wenn keine Löcher vorhanden sind und der Belag an den Grundkreis der Trommel angepasst ist erhöht sich das Maß der Selbstverstärkung und somit die Bremswirkung ! Logisch vorgegangen hast du dieses Phänomen eigentlich täglich wenn du Bremsen gemacht hast bremst es erst etwas schlechter wie wohl jeder weiß-erst wenn die Flächen sich "angepasst" haben oder wie landläufig gesagt wird "das muß sich erst einbremsen" dann ist die volle Bremsleistung da.
      Wer schonmal Bremsen gemacht bekommen hat kann sich vielleicht erinnern das er ein Hinweisschildchen mit den entsprechenden Kommandos am Spiegel hängen hatte. Genau das habe ich gemeint und versucht zu schildern. Wenn du das Glück hattest das die Trommelbremsen bei dir ohne anpassen genauso gut gebremst haben wie angepasste,dann fühl dich wie ein Glücksritter. Ist bei uns eigentlich nie so-komisch. :) Gut ist doch das es jeder so machen kann wie er es für richtig hält. Und die Foristi ohne Erfahrung sollen sich das raussuchen was sie für sich am plausibelsten halten.

      Gruß aus WZ Stephan
      en eschte Hessebub fäärt immer Obbl :modo:
      Nein, auch das nicht lieber Stephan.
      Die selbstverstärkende Wirkung von Trommelbremsen kommt durch die Auflaufende Backe. Die wird dadurch das sie aufläuft in die Trommel gedrückt. Dazu ist die Gesamtreibung maßgeblich, die sich nur dadurch das du die Nieten ausfüllst, wie oben dargelegt nicht ändert.

      Was das Thema "war ein Glücksfall bei mir" angeht, glaube ich da nicht dran.
      Ich hab in den letzten 10 Jahren um die 300 Trommelbremsen gemacht und davon sicherlich 50 Vorderachsbremsen, ich hab nie die Beläge an die Trommeln angepasst. Grade bei vielen Oldtimern die ich gemacht habe habe ich die direkt auf den Transporter gestellt, zum Tüv gefahren und ab auf die Rolle, mehr wie 10DAN waren nie zwischen einer Seite, wenn ich alles neu gemacht habe.
      Das volle Tragbild so eines Bremsbelages stellt sich auch nicht auf 100km ein, sondern dauer 2000-5000km, bis er überall trägt.

      Der Grund warum man die auf die Trommel passend "drehen" soll, ist ein anderer, und zwar der gleiche warum man mit einem Scheibenbremsbelag erst 200km vorsichtig fahren soll. Auch die Scheibenbremse hat sofort volle Bremsleistung.
      Das Problem dabei ist, dass der Belag dabei nur an wenigen Stellen trägt, fährt man damit sofort Feuer frei und bremst viel, kann er an diesen Stellen theoretisch verglasen. Dann hat man ungleich harte Stellen im Bremsbelag welche die Scheiben wieder recht zügig kaputt machen.

      Unsere alten Karren haben aber schon keinen Motor, welcher bei den knapp 1000kg die die wiegen die Bremse bei normalem Fahrstil so heiß werden lassen könnte, dass dieser Effekt eintritt. Ein Einschleifen des Bremsbelages halte ich daher für völlig überflüssig...
      Hallo Stephan und Mark,

      physikalisch gesehen hat die Reibfläche tatsächlich keinen Einfluss auf die zu übertragenden Bremskräfte, was man auch ausrechnen kann. Steht alles in unseren alten Fachkundebüchern.

      Allerdings hat die Fläche schon wegen der Wärmeabführung sehr wohl Einfluss darauf, wie lange die Reibflächen das aushalten. Die Fläche der 8 oder 10 Nietlöcher kann man dabei ziemlich sicher vernachlässigen.

      Der Einfluss des passenden Durchmessers ist umso größer, je größer die Reibfläche ist. Beim Bus oder LKW empfiehlt es sich schon, die Beläge abzudrehen, sonst wickelt es den Fahrer beim Bremsen ums Lenkrad.

      Bei einem PKW ist das relativ schnell eingeschliffen, ich hab da noch nie abgedreht. So lange es sich nicht um Servo oder gar Duo-Servo Bremsen handelt. Aber die zum gleich ziehen zu bringen, ist wegen der hohen Selbstverstärkung eh ein Fall für sich.
      Viele Grüße
      Günther :daumen1:
      Hallo Günther,

      da ja jeder so seine Erfahrungen gemacht hat in der Vergangenheit kann ich aus diesen auch berichten. Es stimmt was du schreibst was die zu übertragende Kraft angeht aber bei der eigentlichen Radbremskraft bin ich da nicht ganz im Lot mit. Denn da ist es für mein dafürhalten eindeutig so das in Zusammenhang mit den Spann und Umfangskräften die Fläche eine Rolle spielt bei den Radbremskräften. Im realen Werkstattleben stellt sich das für mich zumindest so dar das ein unbearbeitetes also nicht flächenbereinigtes Auto weitaus schlechter bremst oder weniger bremst. Vielleicht kennt ja jemand das Beispiel aus der Werkstattpraxis von VW. Beim T4 mit Trommelbremse wurde durch eine Flächenverkleinerung des Belages die Selbstverstärkung sprich die Spann und Umfangskräfte herabgesetzt um ein Überbremsen (zu starke Bremsleistung) zu verhindern und dies alles bei gleicher Hydraulik und den gleichen Bremskräften die angedient wurden. Nichts anderes habe ich hier ansprechen wollen. Das würde dann aber ergo ergeben das die Fläche sehr wohl etwas mit der Radbremskaft zu tun hat.

      Gruß aus WZ Stephan
      en eschte Hessebub fäärt immer Obbl :modo:
      Nur so rein interessehalber mal eine Frage von einem Ahnungslosen: wie kriegt man denn beim Belagwechsel abgenutzte geklebte Bremsbeläge wieder runter, ohne groß was kaputt zu machen?
      Grüße aus dem Sauerland von Frankie, dem Lennecruiser!


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      Ort: 58119 Hohenlimburg a. d. Lenne
      Fahrzeug: Olympia Rekord P1, EZ 02/60, 1700 ccm
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      MOTTO: "LEBE SO, DASS SICH DEINE FREUNDE LANGWEILEN, WENN DU TOT BIST!"
      Hallo Stephan,

      dass in einer PKW Werkstatt noch Beläge abgedreht werden, ist sehr selten und spricht, wie im übrigen auch Deine Beiträge für Deine Professionalität. Abdrehen ist oft der bessere Weg. Und Deine Ausführungen sind auf ihre Art genauso richtig wie die von Mark.

      Es gibt wenige "spannendere" Bremsanlagen als eine pneumatische Linienbus-Trommelbremse mit S-Nocken. Mit denen bin ich aufgewachsen. Was für Tricks wir alle angewandt haben, unter dem Auflaufbacken eine 1mm-Fühlerlehre unterlegen, unter oder über dem Trommelradius abdrehen und vieles mehr.

      Oft waren aber die Bremskräfte auf der Seite stärker, wo das Tragbild schlechter war, weil der Auflaufbacken "zugebissen" hat. Mein Meister war dann immer so schlau, die Bremse so heiß zu fahren, dass die frisch ausgeschliffenen Bremstrommeln wieder blau waren. Aber der war eh mehr ein Vorbild dafür, wie man es nicht machen sollte. Hab ich mich auch immer dran gehalten.

      Kleben oder Nieten ist letztlich eine philosophische Frage. Neue Beläge sind immer geklebt. Werden aber auch danach komplett entsorgt. Nieten kann man halt selber (wenn man es kann). Es gibt dabei auch unzählige Möglichkeiten, was falsch zu machen.
      Viele Grüße
      Günther :daumen1:
      Normalerweise entfernt man die alten Beläge mit Hammer und Meißel. Abbohren geht aber auch.
      Das im LKW Bereich ein Nachdrehen der Beläge teilweise nötig ist, ist richtig, nur, wir sind hier nicht im LKW Bereich ;)
      Wir sind bei kleinen Spielzeugtrommelbremsen ;)

      Wie holt ihr eigentlich von beklebten Backen die Belagreste wieder runter, wenn die verschlissen sind?
      Neue Backen gibts für unsere Autos nämlich nicht...
      Tach Mark,

      einen hab ich noch...hehe...bin ja nun doch etwas älter und habe in einem Betrieb gelernt der seit den dreißiger Jahren PKW und LKW gemacht sprich repariert hat-wurde nach dem Krieg sogar Mercedes-Benz Vertragshändler und ist es heute noch. Dort hatten wir die Maschinen und Gerätschaften für beides. Das PKW Bremsenbearbeitungscenter wurde nicht mehr benutzt-das von LKW wohl. Das das heute keiner mehr macht oder machen kann liegt eher am Werkzeugmangel und nicht am Nutzen. In den Fünziger/Sechziger Jahren wurden diese Maschinen täglich eingesetzt und es wurde regelmäßig mit Übermaßbelägen gearbeitet-die wie wir wissen irgendwann in den Siebzigern abgeschafft wurden. Ich werde mal ein Bild von unserem Bearbeitungscenter welches wir im Betrieb haben-NUR FÜR PKW !!-einstellen. Mit diesem Belagflächenschleifer läßt sich logischerweise auch der Rest eines geklebten Belages gut entfernen,ansonsten geht wohl nur ein Negerkeks oder sowas das der Belagträger/backen nicht unrund/wellig wird.

      Gruß aus WZ Stephan
      en eschte Hessebub fäärt immer Obbl :modo:
      Die Bezeichnung ist politisch nicht mehr ganz korrekt, man sagt jetzt "Maximalpigmentiertengebäck"... :cursing:
      Grüße aus dem Sauerland von Frankie, dem Lennecruiser!


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