1. Teil:
Original oder individualisiert – Versuch einer soziologischen Perspektive
Kaum eine Frage löst (nicht nur) in unserem Forum so hitzige Debatten aus wie die Frage nach Originalität vs. Individualisierung unserer Oldtimer.Das Feld ist klar unterteilt in Verfechter des möglichst detailgenauen Originalzustandes und denjenigen, die ihr Auto entweder zeitgenössisch oder mittels moderner Technik individualisieren. Dazwischen tummeln sich Relativisten des „sowohl als auch“, die das Recht des Eigentums „Jeder darf mit seinem Auto machen, was er will“ oder den eigenen Geschmack „och, wenn das gut aussieht, dann guck ich mir das schon gern an“ oder eine mögliche Rückrüstbarkeit der Veränderungen „wenn man die Federn und die Räder wieder rückbauen kann, ist es ja nicht so schlimm“ als Maßstab für das anwenden, was sie gutheißen oder eben nicht.
Hierbei ist mir aufgefallen, dass zwischen den extremsten Einstellungen beider Lager kaum eine Vereinbarkeit zu finden ist. Die Maxime heißt entweder original oder individualisiert.Mich hat jetzt wirklich mal interessiert, warum das so ist und versuche, mich dem Problem auf wissenschaftliche Weise zu nähern. Die passendste und sinnvollste Disziplin, die mir hierzu hilfreich erschien, war neben der Psychologie die Soziologie, für die ich mich studienbedingt interessiere und aus derer ich mich einfach mal spielerisch bedienen möchte, um etwas Licht ins Dunkle zu bringen, warum die beiden Original ./. Individuell – Gruppen sich scheinbar so unversöhnlich gegenüberstehen. Hierbei handelt es sich ausdrücklich um keine streng wissenschaftliche Ausarbeitung nach allen Regeln der Kunst. Hierzu fehlen wesentliche Herleitungen und Belege. Für mich ist es mehr ein Gedankenexperiment, mit dem ich mich mal etwas beschäftigt habe und das ich aufschreiben möchte. Wen es interessiert und mit auf meine gedankliche Reise gehen möchte, sei hierzu gern eingeladen – und vor allem zum Diskutieren!
Zunächst die Frage, was will Soziologie überhaupt? Soziologie ist die Wissenschaft vom Zusammenleben. Soziologie beschreibt soziales Verhalten und soziale Strukturen in der Perspektive von historischer Entwicklung und zeitlichem Wandel. Dabei geht es darum, dass individuell handelnde Personen eine zweite, kulturelle Welt als soziale Wirklichkeit erschaffen. Der Wandel vollzieht sich biographisch und geschichtlich.Unsere Gesellschaft unterteilte sich schon immer in arm und reich, gebildet und ungebildet. Um diese gesellschaftlichen Unterschiede zu erklären, reichte früher das Schichten-Modell, das die Gesellschaft in Ober- und Unterschichten aufteilte. Diese einfache Aufteilung reicht für eine Darstellung der heutigen Gesellschaftsschichten nicht mehr aus, deshalb spricht man heute vom „Habitus“ bestimmter gesellschaftlicher Gruppen und teilt diese wiederum in „Milieus“ ein. Der Habitus eines Menschen beschreibt dessen innere und äußere Haltung, die sich im Geschmack, Mentalität und Ethik der alltäglichen Lebensführung äußert. Milieus sind Gruppen mit ähnlichem Habitus, die durch Verwandtschaft, Nachbarschaft, Arbeit oder Lernen zusammenkommen eine ähnliche Alltagskultur entwickeln – Verbindung durch soziale Kohäsion oder ähnliche Orientierung.
Die Milieus sind gekennzeichnet durch verschiedene Wertefelder der Lebenspraxis, hier einige Beispiele:
Wertefeld BEWAHREN:- Familie, Kinder- Pflichtbewusstsein, Fleiß- Leistung, Arbeitsethos- Sauberkeit, Ordnung- Sparsamkeit- Soziale Institutionen
Wertefeld HABEN – SEIN – VERBRAUCHEN- Statussymbole- Aufstieg, Prestige- Gerechtigkeit- Selbstverwirklichung- Konsum, Haben- Vernunft, Bildung- Toleranz Liberalität- Politisches, soziales Engagement
Wertefelder GENIESSEN – ERLEBEN- Körper, Fitness- Geselligkeit, Spaß- Freiheit, Kreativität- Naturübereinstimmung- Kommunikation
Nun lassen sich anhand der verschiedenen Wertefelder hierin unterschiedliche Milieus unterteilen, die eingeordnet werden in ihre soziale Lage (Unter-, Mittel-, und Oberschicht) sowie in ihre Grundorientierung, von der Tradition (erhalten, bewahren) über die Modernisierung / Individualisierung (Haben & Genießen, Sein & Verändern) bis hin zur Neuorientierung (Machen & Erleben, Grenzen überwinden). Am gängigsten sind hierbei die sog. „Sinus-Milieus“, die beispielsweise in der Marktforschung etc. eingesetzt werden. Hierbei handelt es sich nicht um irgendeinen theoretischen Quatsch, der in der realen Welt keine Anwendung findet, sondern ganz konkret wird mit diesen Milieus zum Beispiel in der Werbung gearbeitet, wenn hochpreisige Mercedes-Benz eher abends vor oder nach der Tagesschau auf der ARD beworben werden, als vormittags auf RTL II. Das hat mit der unterschiedlichen Mediennutzung verschiedener Milieus zu tun.
Alle Milieus einzeln aufzuzählen, würde hier leider den Rahmen sprengen. Wer sich für Einzelheiten interessiert, kann am besten bei google den Begriff „Sinus-Milieus“ eingeben und findet dann z. B. die sog. „Kartoffelgrafik“.
Man muss jetzt aber verstehen, dass nicht jeder Mensch immer eindeutig einem einzigen Milieu zuzuordnen ist, weil Milieus ineinander übergehen können und man sich auch weiterentwickeln kann von einem zum anderen Milieu. Das hat mit den persönlichen Vorlieben und Werten zu tun, die sich nunmal in der Zeit des Lebens weiterentwickeln.
- Fortsetzung siehe 2. Teil -
Original oder individualisiert – Versuch einer soziologischen Perspektive
Kaum eine Frage löst (nicht nur) in unserem Forum so hitzige Debatten aus wie die Frage nach Originalität vs. Individualisierung unserer Oldtimer.Das Feld ist klar unterteilt in Verfechter des möglichst detailgenauen Originalzustandes und denjenigen, die ihr Auto entweder zeitgenössisch oder mittels moderner Technik individualisieren. Dazwischen tummeln sich Relativisten des „sowohl als auch“, die das Recht des Eigentums „Jeder darf mit seinem Auto machen, was er will“ oder den eigenen Geschmack „och, wenn das gut aussieht, dann guck ich mir das schon gern an“ oder eine mögliche Rückrüstbarkeit der Veränderungen „wenn man die Federn und die Räder wieder rückbauen kann, ist es ja nicht so schlimm“ als Maßstab für das anwenden, was sie gutheißen oder eben nicht.
Hierbei ist mir aufgefallen, dass zwischen den extremsten Einstellungen beider Lager kaum eine Vereinbarkeit zu finden ist. Die Maxime heißt entweder original oder individualisiert.Mich hat jetzt wirklich mal interessiert, warum das so ist und versuche, mich dem Problem auf wissenschaftliche Weise zu nähern. Die passendste und sinnvollste Disziplin, die mir hierzu hilfreich erschien, war neben der Psychologie die Soziologie, für die ich mich studienbedingt interessiere und aus derer ich mich einfach mal spielerisch bedienen möchte, um etwas Licht ins Dunkle zu bringen, warum die beiden Original ./. Individuell – Gruppen sich scheinbar so unversöhnlich gegenüberstehen. Hierbei handelt es sich ausdrücklich um keine streng wissenschaftliche Ausarbeitung nach allen Regeln der Kunst. Hierzu fehlen wesentliche Herleitungen und Belege. Für mich ist es mehr ein Gedankenexperiment, mit dem ich mich mal etwas beschäftigt habe und das ich aufschreiben möchte. Wen es interessiert und mit auf meine gedankliche Reise gehen möchte, sei hierzu gern eingeladen – und vor allem zum Diskutieren!
Zunächst die Frage, was will Soziologie überhaupt? Soziologie ist die Wissenschaft vom Zusammenleben. Soziologie beschreibt soziales Verhalten und soziale Strukturen in der Perspektive von historischer Entwicklung und zeitlichem Wandel. Dabei geht es darum, dass individuell handelnde Personen eine zweite, kulturelle Welt als soziale Wirklichkeit erschaffen. Der Wandel vollzieht sich biographisch und geschichtlich.Unsere Gesellschaft unterteilte sich schon immer in arm und reich, gebildet und ungebildet. Um diese gesellschaftlichen Unterschiede zu erklären, reichte früher das Schichten-Modell, das die Gesellschaft in Ober- und Unterschichten aufteilte. Diese einfache Aufteilung reicht für eine Darstellung der heutigen Gesellschaftsschichten nicht mehr aus, deshalb spricht man heute vom „Habitus“ bestimmter gesellschaftlicher Gruppen und teilt diese wiederum in „Milieus“ ein. Der Habitus eines Menschen beschreibt dessen innere und äußere Haltung, die sich im Geschmack, Mentalität und Ethik der alltäglichen Lebensführung äußert. Milieus sind Gruppen mit ähnlichem Habitus, die durch Verwandtschaft, Nachbarschaft, Arbeit oder Lernen zusammenkommen eine ähnliche Alltagskultur entwickeln – Verbindung durch soziale Kohäsion oder ähnliche Orientierung.
Die Milieus sind gekennzeichnet durch verschiedene Wertefelder der Lebenspraxis, hier einige Beispiele:
Wertefeld BEWAHREN:- Familie, Kinder- Pflichtbewusstsein, Fleiß- Leistung, Arbeitsethos- Sauberkeit, Ordnung- Sparsamkeit- Soziale Institutionen
Wertefeld HABEN – SEIN – VERBRAUCHEN- Statussymbole- Aufstieg, Prestige- Gerechtigkeit- Selbstverwirklichung- Konsum, Haben- Vernunft, Bildung- Toleranz Liberalität- Politisches, soziales Engagement
Wertefelder GENIESSEN – ERLEBEN- Körper, Fitness- Geselligkeit, Spaß- Freiheit, Kreativität- Naturübereinstimmung- Kommunikation
Nun lassen sich anhand der verschiedenen Wertefelder hierin unterschiedliche Milieus unterteilen, die eingeordnet werden in ihre soziale Lage (Unter-, Mittel-, und Oberschicht) sowie in ihre Grundorientierung, von der Tradition (erhalten, bewahren) über die Modernisierung / Individualisierung (Haben & Genießen, Sein & Verändern) bis hin zur Neuorientierung (Machen & Erleben, Grenzen überwinden). Am gängigsten sind hierbei die sog. „Sinus-Milieus“, die beispielsweise in der Marktforschung etc. eingesetzt werden. Hierbei handelt es sich nicht um irgendeinen theoretischen Quatsch, der in der realen Welt keine Anwendung findet, sondern ganz konkret wird mit diesen Milieus zum Beispiel in der Werbung gearbeitet, wenn hochpreisige Mercedes-Benz eher abends vor oder nach der Tagesschau auf der ARD beworben werden, als vormittags auf RTL II. Das hat mit der unterschiedlichen Mediennutzung verschiedener Milieus zu tun.
Alle Milieus einzeln aufzuzählen, würde hier leider den Rahmen sprengen. Wer sich für Einzelheiten interessiert, kann am besten bei google den Begriff „Sinus-Milieus“ eingeben und findet dann z. B. die sog. „Kartoffelgrafik“.
Man muss jetzt aber verstehen, dass nicht jeder Mensch immer eindeutig einem einzigen Milieu zuzuordnen ist, weil Milieus ineinander übergehen können und man sich auch weiterentwickeln kann von einem zum anderen Milieu. Das hat mit den persönlichen Vorlieben und Werten zu tun, die sich nunmal in der Zeit des Lebens weiterentwickeln.
- Fortsetzung siehe 2. Teil -