Die Braunschweiger Akte Fortsetzung 07.05.2015

      Verflixt, das macht ja süchtig! :danke1:
      Grüße aus dem Sauerland von Frankie, dem Lennecruiser!


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      Ort: 58119 Hohenlimburg a. d. Lenne
      Fahrzeug: Olympia Rekord P1, EZ 02/60, 1700 ccm
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      MOTTO: "LEBE SO, DASS SICH DEINE FREUNDE LANGWEILEN, WENN DU TOT BIST!"

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      oh ha ...stimmt frank, macht süchtig..

      ich erinnere mich auch noch so ein wenig daran...ok mit autos hat ich da noch nich viel am hut war ja noch recht jung...bei mir warens am anfang die mopped`s..florett u.co.. aber die klamotten jaaaaa.....adidas trophy turnschuhe war`n der letze schrei.
      muskelshirts mit supergroßen markenlogos...am besten von Boss.... vokuhila frisur...oliba....die ersten weib..äähhh damen bekanntschaften.... war doch irgendwie schön, die sturm und drang phase meines lebens...dann kamen die ersten auto`s ...ja da war so einiges am start bei mir und den kumpels... golf, ente, r4, D-kadett...c-coupe.. ich hatte als erstes nen capri...was ein, für mich damals, geiles geschoss....ok der capri hat nur 4 monate bei mir überlebt...weil ich der meinung war, eine kaltverformung tut not...dann kam der erste opel in haus...ein D Kadett...hat leider auch nich lange gehalten...
      auch kalt verformt...aber ich war nich schuld.. i`m schwör!....und auch schon der erste oldtimer..ein renault rodeo...geiles sommer gefährt mit dem ich so einige mädels ....ok schwamm drüber...
      nur leider habe ich ihn nich als oldtimer angesehen und so musste auch der rodeo nach drei sommern einer ganzjahres karosse weichen...einem w123 280ce ! auch geil...hab das dingen richtig lange gefahren...und der sprit wurde immer teuerer...hier und da fing er an zu rosten...und weil ich damals noch keinen platz hatte, hab ich ihn in liebevole hände gegeben...
      ....ich bin gespannt wie es weiter geht mit der " akte"
      lg udo
      Die liewe pfalz, gott erhalt`s
      Grüße aus 55599 Stein Bockenheim , P2 1700 mit ohne alles
      Hallo, liebe Forengemeinde!

      Viele Monde sind vorbeigezogen, ohne dass ich die nötige Muße gehabt hätte, meinen Bericht weiter zu schreiben. Immerhin war ich mit meinem P1 auf Mev’s Forums- Treffen NORD zu Gast und habe einige von Euch persönlich kennenlernen können.

      Also weiter im Text:

      Die Braunschweiger Akte Teil 4:






      Von einem, der auszog, einen Opel P1 Teileträger zu erwerben…

      Wir befinden uns im Jahr 1989. Anzeige in der neuesten „Oldtimer Markt“, genannt auch das „Marktheft“:
      ‚Opel P1, nicht fahrb., dänische Pap., 1000DM’
      ‚Das ist meiner’, schoss es mir durch den Kopf. Ein Anruf bestätigte, dass der Wagen noch zu haben war. Komplett bis auf die Kardanwelle und die hintere Stoßstange sollte der Wagen sein und ohne Durchrostungen! Ich kaufte den Wagen zum geforderten Preis am Telefon und verabredete mich mit dem Verkäufer fürs Wochenende.

      Da ich nun wusste, ich würde am Wochenende an die dänische Grenze fahren, lieh ich mir für die besagte Zeit einen Autotransportanhänger. Mein Schrauberhallen - Untervermieter Torsten hatte einen T3 Bus mit Anhängekupplung, den er auch schon mal verlieh.

      Anruf bei Torsten: „Ich brauche am Wochenende mal Deinen Bus, möchte von der dänischen Grenze einen Opel P abholen. Geht das?“
      „Ja, der Bulli ist zwar gerade unterwegs, sollte aber Freitag abend wieder hier sein. Wenn das reicht?“
      „Klar reicht das, super!“

      Anruf von Torsten am Freitag nachmittag: „Mein Bulli ist wieder da - mit Motorschaden! Das wird also leider nix mit morgen…“

      Da stand ich also mit meinem Talent, dem geliehenen Hänger, aber ohne Zugwagen. Ich beschloss, die Tour noch nicht abzusagen, sondern in der Samstagsausgabe der ‚Braunschweiger Zeitung’ die Autoverkaufsanzeigen durchzustöbern nach einem günstigen PKW mit Anhängekupplung. Der erste Andruck fand gewöhnlich so gegen 1:30 Uhr nachts statt, und gegen 2:00 Uhr kamen die Zeitungsverkäufer in den Braunschweiger Kneipen durch. Also setzte ich mich ins Savoy, einem ziemlich coolen Nightclub mit Livemucke, und wartete gemütlich auf die Zeitung, in den Taschen genug Münzen für den Fernsprecher an der Wand (nein, HANDY hatte damals noch keiner!)...

      Um 2:10 Uhr (!) rief ich bereits bei jemandem an, der einen Mercedes 220 D Strich 8 für 400 DM angeboten hatte. Der Mann klang zwar etwas müde am Telefon, er bestätigte aber meinen Verdacht, dass der Wagen hinten einen Haken hatte. Er habe mit dem Wagen tonnenweise Baumaterial für sein Haus transportiert, berichtete er, und jetzt wäre der Wagen TÜV - fällig und müsse weg. Der Benz war noch angemeldet und voll fahrbereit. So kaufte ich mein zweites Auto blind am Telefon in einer Woche...

      Um 6:30 Uhr holte ich den Wagen ab (war also eine kurze Nacht…) und versprach dem Verkäufer, den Wagen am Montag abzumelden. Den längsten Teil der Fahrt ins Umland von Flensburg saß dann meine damalige Freundin hinterm Steuer, die war einigermaßen ausgeruht. Der 18 Jahre alte Diesel- Benz lief super und verbrauchte auf der Tour rund 9 Liter / 100 km.

      Das P1 - Aufladen im hohen Norden geschah dann bei Sturm und Wind, aber trotz übler Wettervorhersage blieb es wenigstens trocken. Die Heimfahrt mit P1 auf dem Hänger verlief ohne Zwischenfälle.













      Am Montag morgen rief mich Torsten an. Er wollte meinen Benz kaufen, den er vor der Halle entdeckt und bereits genauestens inspiziert hatte. So bekam ich meine 400 DM gleich wieder und sparte dazu noch den Weg zum Strassenverkehrsamt.

      Mein schwarzer Teileträger war ein 1700er. Der Wagen hatte eine tolle Substanz, allerdings war die Innenausstattung ziemlich verschlissen.

      Ein paar Monate später begab ich mich in die Halle, um den Blinkerschalter aus dem 1700er auszubauen. Meine Hallen- Untervermieter hatten zwischenzeitlich eine zünftige Hallenparty gefeiert und meinen 1700er P1 zu dem Anlaß etwas „verschönert“.






      Ich war irritiert über die Sprühdosenlack - Aktion, auch fragte ich mich, ob mit „MacHeinz“ etwa ich gemeint sein könnte? Das weiß ich übrigens bis heute nicht - ich wollte es auch nicht wissen, ehrlich gesagt. Nach ungefähr fünf Jahren wurde die Farbe dann zum Glück immer unleserlicher und fiel langsam vom Wagen ab.

      Im Hintergrund eines Fotos seht ihr ein abgeschnittenes P1- Dach mit Faltdach stehen. Darüber wird es später auch noch einen Bericht geben - hier kommt dann auch mein späterer Hallenpartner und guter Freund „Günther“ sowie sein P1 ins Spiel.

      In meiner Akte habe ich einen schweizer P1 Prospekt, datiert von 1957 entdeckt, samt Preisliste, die beiden Scans ganz oben sind von diesem Prospekt. Die Liste finde ich erwähnenswert, weil der Ascona P1 als eigenständiges Rekord Modell angeboten wird, und zwar von Anfang an! Ascona war also offensichtlich kein zeitlich begrenzt angebotenes Sondermodell, wie ich bisher angenommen hatte. Nur, warum bildet man den Ascona im Prospekt nicht ab? Hatte man Angst, dass man eventuell mal einen davon verkaufen könnte?



      Dass man mal rechts anhält, wenn das Tacho nullt, versteht ihr sicherlich. Gut, dass ich einen Fotoapparat dabei hatte, denn Handys - aber das hatten wir ja schon!



      Fortsetzung folgt…
      Berufener Kurvenräuber

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „caster1956“ ()

      Hahaha, klasse! :daumen1: Endlich geht's weiter! Ich sagte letzte Woche noch zu Snaily, als sie von Diepholz erzählte und dass sie Caster1956 kennengelernt hatte, dass wir schon lange nix mehr von der Braunschweiger Akte gehört hatten. Als ich gerade im Dashboard die Akte entdeckte, 8o habe ich mich richtig gefreut! Und dann geht's sofort rund mit der Geschichte vom Benz und dem Dänen - ich habe laut gelacht! Die Idee, einen AHK-Benz für EIN Wochenende zu kaufen, ist genial! Tolle Story!
      Aaaaaber: wie ging's weiter??? :engel1:
      Grüße aus dem Sauerland von Frankie, dem Lennecruiser!


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      Schöner Bericht, hatte ich echt vermisst. Erinnert einen irgendwie ans alte Forum und an die gute, alte Zeit. Danke für die Abendlektüre.
      97650 Fladungen/Rhön - Opel Rekord P2 Coupe 04/1962 und Opel C Kadett Limousine 03/1979 - AOIG #4509
      Das Leben ist hart, aber ein Opel Rekord P 2 ist härter !!!
      Jürgen mit Diana
      :thumbup: :saint:
      Danke Lennecruiser und Rhön-Erbse für das nette Feedback.

      Wie ich schon anfangs im 1.Teil schrieb:

      Eine große Bitte habe ich an Euch: meldet Euch zu Wort, mit Kritik und Kommentaren. Und stellt Eure Fragen. Ohne Feedback macht die Sache nur halb so viel Spaß…

      Das gilt natürlich nicht nur für Teil 1, klar.

      Bald gehts weiter... :popkorn:
      Berufener Kurvenräuber
      Danke für die Fortsetzung. :daumen1: Eine tolle Geschichte und nen Strich 8ter für 400 Mark ist schon klasse. Damals konnte man noch für kleines Geld
      Autos mit wenigen Tüv Tagen kaufen ohne Gewährleistung. ;)

      Lass Dir für die Fortsetzung nicht so viel Zeit :grins1:

      Gruß Günni
      Grüße von Günni aus Hagen :wink:

      Opel Rekord P2 4TL 1700ccm EZ 1962
      NSU Fox 125ccm Bj 1951
      NSU Fox 125ccm Bj 1952
      Demm Ping Pong 50ccm Bj 1976
      Rapido Confort Matic Bj 1982
      Hymer B544 Bj1996
      Wohnort: 58099 Hagen

      schoen, einfach schoen. ich fühle mich auch in meine Jugend zurueckversetzt. Versuch heute mal nem 16 jährigen zu erklaeren, dass man nicht WhatsApp en könnte um sich zu verabreden, oder dass um 00.00 in etwa Sendeschluss im Fernsehen war. Den Opel P1 habe ich seiner Zeit in einem Heinz Erhard Film entdeckt. Den Rock n Roll zunächst in Elvis Filmen und spaeter dann auf Konzerten der Straycats, restless, batmobile......eine geile Zeit.
      auch von mir Danke für deinen bericht
      Ach ja, und die Schuhe, die du da auf dem Lenkrad-Bild trägst, echt super mit den Leder-Franzen.
      Genau solche hatte ich auch, schade, dass es die nicht mehr gibt.
      97650 Fladungen/Rhön - Opel Rekord P2 Coupe 04/1962 und Opel C Kadett Limousine 03/1979 - AOIG #4509
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      Jürgen mit Diana
      :thumbup: :saint:
      Nein Marco, das stimmt nicht ganz. Michael Jackson war bis zu seinem Lebensende ein Fan von MIR UND meinen Schuhen! :hammer2: Was glaubst Du, wo er alles seine dance moves her hatte? :hupf:

      Ich habe gerade festgestellt, dass ich Euch eine vor Monaten angekündigte Anekdote vorenthalten habe, sorry! Ich hole das jetzt mal schnell nach.

      Zitat: „Hinten hinter dem Radlauf sieht man, daß aus dem vormaligen Stehblech ein stabiler Kasten inklusive Hohlraum geworden ist. Auch dazu gibt es eine Anekdote. Die erfahrt Ihr in Teil 3.“

      Zirka zwei Wochen fuhr ich also jetzt bereits meinen neuen, alten Opel, aber nur im weiteren Stadtgebiet. Der Wagen sollte sich erst einmal beweisen, bevor ich weitere Strecken in Angriff nehmen wollte. Bei sonnigstem Sommerwetter, nach tagelangen Regenfällen (in denen der Opel draußen stand), besuchte ich meine Eltern. Um vor dem Haus zu parken, fährt man eine kleine Schräge hoch aufs Grundstück, was den alten Wagen zum Schaukeln brachte. Die Scheiben unten, hörte ich nach Abstellen des Motors ein deutliches Schwappen und Schülpen, das eindeutig von hinten kam. Da ich mir nicht erklären konnte, wo das Geräusch herkam, öffnete ich den Kofferraum und schaute hinein - alles trocken! Ich versuchte den Wagen von der Seite anzuwippen und horchte - alles ruhig. Wo kam das Geräusch von hin- und herschwappendem Wasser her? Einbildung? Ich versuchte es von hinten und gab dem Opel einen Schubs. Und siehe da, „schwapp, schwapp, plunsch“ drang es an meine Ohren. Ein Blick unter das linke „Stehblech“, was durch die Schweißkünste meines verstorbenen Freundes zu einem „Stehkasten“ mutiert war, erklärte alles: es zeigte sich unterwärts leicht bräunlich und naß, und es tropfte langsam, aber stetig heraus. Da musste eine Ablaufbohrung her, vielleicht auch zwei!

      Ich begrüsste also meine Eltern und bat sogleich meinen Vater um seine Bohrmaschine. Nun muß man wissen, wie penibel mein Vater sein konnte, besonders wenn es um sein Werkzeug ging.
      „Gib acht, die Bohrmaschine habe ich gerade erst neu gekauft, ruiniere sie nicht gleich!“,
      gab er mir mit auf den Weg.
      ‚Pah, ein kleines Löchlein bohren, man kann sich auch anstellen’, dachte ich.
      Ich griff mir also Kabeltrommel, Körner, Hammer, Bohrerkasten und Maschine und bereitete Aktion „Ablauf- Loch“ vor. Ich körnte an der tiefsten Stelle an und bohrte ein 6 mm großes Loch in meinen Opel, von unten nach oben, klar. Schwups, war der Bohrer durch, und eine tiefbraune Rostbrühe ergoß sich über die neue Bohrmaschine, lief ins Futter und auch ins Gehäuse! Zack, flog die Sicherung raus, was sofort meinen Vater auf den Plan rief.
      Dad was not amused. Aber auch er staunte, wieviel Wasser sich da angesammelt hatte. Das lief gefühlte
      5 Minuten lang aus dem Loch und bahnte sich seinen Weg in den Rinnstein. Selbst den Hof durfte ich anschließend noch sauber wischen. Wie gesagt, mein Vater war da sehr penibel. Aber die Bohrmaschine hats überlebt, immerhin!

      Fortsetzung folgt…
      Berufener Kurvenräuber
      ach ist das schön, komme gerade von der arbeit nach hause und darf mir gleich so`ne geile geschichte durchlesen. und schon ist der arbeitsfrust vergessen. :thumbup:
      jetzt weiß ich auch, wer in wahrheit den "moonwalk" erfunden hat. :)
      mach weiter so michael. :thumbsup:
      27321 Thedinghausen. Opel Rekord P1 (12/57) Opel Rekord A (1963)
      Hi Micha,

      ein toller Bericht,auch wenn man den Inhalt schon kennt...Die Tennissocken sind der Hit,von mir gibt es auch solch ein Bild.
      Erinnert mich an das selbst Erlebte in der Zeit.
      Meinen ersten P1 hatte ich mit 10. Mein Vater stellte uns Kindern immer einen ausrangierten Wagen zum Spielen auf den Hof.

      Da fallen einem selbst viele Geschichten ein.
      Anfang der 80er hatte ich einen P2..Tiefster Winter, morgens aus dem Fenster schauen und ich wusste,ich würde fremdstarten
      müssen : "Gustav" hatte eine nachgerüstete Heckscheibenheizung,direkt an die Batterie angeschlossen - und mein Auto hatte die
      einzige freie Heckscheibe auf der Strasse.Nicht nur einmal ist das passiert. :klo002:
      Am 18.10. treffen sich die "Alt - Rock ´n Roller" in der Gearbox, komm doch auch. :partyboxen002:

      Every time is time for Rock `n Roll..
      Wirklich tolle Geschichte.
      Freue mich auf jede Fortsetzung. Hab damals auch immer die Autos die keiner wollte beim Ford Händler geholt, zb. Ford Taunus 2,3 für 300.- D-Mark. 2 Jahre damit auf Montage gefahren (täglich 250km.) und dann für 700 Mark verkauft.
      Ich finde es aber beachtlich ein Auto über so lange Zeit behalten zu können, das habe ich nie geschafft.
      Wir leben Autos "Opel der Zuverlässige" :wink:
      Hallo, liebe Forengemeinde!

      es geht weiter! „Braunschweiger Akte“, Teil 5 + 6 (getrennt, weil ich über die magische 10.000 Zeichen Marke gekommen bin)

      Teil 5:

      Hier noch mal zwei kleine, prägende Rückblicke aus meiner ‚noch kein Führerschein’- Zeit:

      1980 zog ich für 2 Jahre nach West- Berlin, um dort mein Fach- Abi zu machen. Damals hatten wir gerade angefangen mit Schmalztolle und spitzen Schuhen und hörten nur noch Rockabilly und Rock and Roll. Auch in Berlin gab es eine lebendige 50s - Szene. Meine Braunschweiger Kumpels besuchten mich also ab und an, und es entstanden auch damals bereits Fotos. Ich zeige Euch hier Kontaktabzüge in s/w, vom Herbst 1980, entstanden in Kreuzberg an der Mauer (der links bin ich…), und man sieht auch einen alten P1, den meine Kumpels kurz vor ihrem Besuch (noch in Braunschweig) geknipst hatten - damals bereits eine absolute Rarität auf Deutschlands Straßen! Man war also bereits vom Oldtimer- Bazillus, speziell was den Opel P1 und Kapitän P2 angeht, befallen - Beweis erbracht!



      Meine Schulzeit in der sog. ‚Orientierungsstufe’ verbrachte ich in der ‚Gartenstadt’, einem Ortsteil von Braunschweig. Der jugendliche Forscherdrang nach der Schule kannte kaum Grenzen, und so schaute man sich auch gerne auf Hinterhöfen um. Besonders auf gewerblichen Grundstücken gab es immer Interessantes zu entdecken. Direkt an der Alten Frankfurter Straße, die vor Fertigstellung der Stadtautobahn 1962 die Ausfallstraße Richtung Salzgitter / Göttingen / Kassel / Frankfurt darstellte und entsprechend viel befahren war, gab es neben einer Coca-Cola Niederlassung mit eigener Flaschenabfüllanlage jede Menge alte Werkstätten und Fabrikgebäude. Dort entdeckte ich als 14-jähriger einen kleinen überdachten Hangar voll mit alten Autos.







      Ich fuhr ab und zu dort hin, um mich zu vergewissern, dass die Autos noch dort standen. Die Fotos machte ich aber erst 1989, als man im Begriff war, die Autos und Motorräder dort endlich wegzuschaffen. Ich fragte nach dem Typ 3 Karmann, aber es waren bereits alle Fahrzeuge verkauft.
      X(




      Fortsetzung folgt…
      Berufener Kurvenräuber
      Teil 6:

      1990 traf ich Detlev R. aus Salzgitter, der für seinen gerade fit gemachten Opel P1 eine Heckscheibe suchte. Wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, begegneten wir uns Opel- fahrend auf der B 248, grüssten, hielten an und unterhielten uns. Detlev war tatsächlich ohne Heckscheibe beim TÜV gewesen. Er bekam auch so die Plakette, eine Heckscheibe ist ja nicht besonders sicherheitsrelevant…

      Er hatte die anfälligen Motorhalter mit dem eingegossenen Gummi gegen selbst angefertigte Halterungen mit runden Silentblöcken für Drehmaschinen ersetzt. Ich setzte mich probehalber in seinen Wagen und spürte trotz laufendem Motor und etwas Gas geben nicht die kleinste Vibration, weder am Popometer noch am Lenkrad. Cool, sowas wollte ich auch haben! Ich nahm mir vor, ihn zu bitten, mir solche Halter zu bauen.

      Aber noch standen wir am Rand der Bundesstrasse, kannten uns kaum, und die Autos und LKW donnerten an uns vorbei. Detlev erzählte mir von seinem Oldtimer- Museum, was er im Begriff war aufzubauen, und lud mich ein, mal nach Salzgitter- Barum zu kommen, zur alten Zuckerfabrik, wo er sich eingemietet hatte.

      Kurze Zeit später fuhr ich dort hin. Ich wollte ihm mitteilen, dass ich jetzt eine Scheibe für ihn hätte (mein dänischer Teileträger…), aber es stellte sich heraus, dass Detlev mittlerweile eine P1 Heckscheibe ergattert und bereits eingebaut hatte. Sein P1 stand auch schon in seinem Museum.

      Was ich insgesamt dort zu sehen bekam, beeindruckte mich schwer! Detlev hatte schon viele Fahrzeuge im Gebäude platziert, darunter DKW 3=6, Opel Admiral, VW 1600, A Kadett, Isetta, BMW Barockengel, Ford Taunus, Borgward Arabella, den P1, alles verteilt auf zwei Etagen. Dazu einige Vitrinen voll mit alten Spielzeugautos aus Blech, alte Schilder an den Wänden, alte Auto- Werbungen und so weiter und so fort. Viele seiner Autos waren zwar noch unrestauriert und rostig, aber man sah, sein Privatmuseum war auf einem guten Weg. Auf dem folgenden Bild seht ihr das gemietete Gebäude von vorne, man sieht die blaue Rampe, die zwei Stockwerke und oben drauf ein gut 5 Meter hohes Silo mit Dach.



      Nicht lange nach meinem Besuch im Museum rief Detlev mich zu Hause an. Seine Nachricht haute mich um. Spielende Kinder hatten gezündelt und einen tonnenschweren, gebündelten Ballen Stoffreste, der neben dem Gebäude gelagert wurde, in Brand gesteckt. Die Feuerwehr konnte nichts mehr ausrichten, sein Museum sei völlig ausgebrannt. Er fragte, ob wir uns dort treffen könnten. Klar fuhr ich hin…



      Detlev berichtete, beinahe hätte er seine geliebte Isetta am Abend vorher auch noch dort stehen lassen. Hinter dem Gebäude überlebten noch ein NSU Sport Prinz sowie eine Ford Badewanne. Mehr war von Detlev’s toller Sammlung nicht mehr übrig.



      In einem solchen Auto- Massengrab herumzuklettern ist eine Erfahrung der besonderen Art.



      Das Blech der Autos war völlig ausgeglüht und konnte mit blosser Hand neu geformt werden.



      Die Temperaturen im Gebäude liessen selbst das Autoglas schmelzen, das hing vereinzelt an den Autos herunter und sah aus wie Eiszapfen im Winter.



      Beim erneuten Betrachten der Bilder fiel mir auf, dass der große Silo im dritten Stock ja auch auf die Autos gefallen ist, was die große Menge an Schutt und Balken erklärt.



      Wir haben mal den Ölpeilstab vom P1 Motor herausgezogen - knochentrocken! Selbst das Öl in den Motorblöcken ist also verbrannt!



      Es war ein einziges, trauriges Desaster! Draussen war eine große Flasche für Spendengelder aufgestellt. Das war auch bitternötig, denn Detlev musste den ganzen Schrott ja höchstwahrscheinlich noch entsorgen (lassen).



      Später schickte ich Detlev Abzüge von den Fotos und erhielt darauf hin noch einen Brief von ihm. Dann brach der Kontakt ab. Motorhalterungen mit Silentblöcken Marke ‚Detlev’ hat mein P1 also leider nie bekommen.

      Im Internet las ich, dass der ganze Gebäudekomplex mittlerweile komplett abgetragen wurde. Über die Zuckerfabrik selbst findet man nur wenig im Netz, wahrscheinlich weil nach Schließung der Fabrik durch Nordzucker anno 1987 dem Ganzen nur noch wenig Bedeutung zugemessen wurde.

      Fortsetzung folgt…

      Berufener Kurvenräuber
      Vielen Dank für deinen packenden Bericht . Wie vorher auch warte ich schon gespannt auf ( hoffentlich erfreulichere ) Fortsetzungen .

      Schöne Grüße aus Wuppertal
      Marcus
      Rücksichtsvolles Fahren ehrt den Opelfahrer !

      Ort : 42369 WUPPERTAL
      Fahrzeuge : Rekord P2 , Rekord B , Kadett C ...
      Meine Güte, das ist ja furchtbar! Die Horrorbilder und Deine packende Geschichte jagen einem ja eine Gänsehaut nach der anderen über den Rücken! Trotzdem bitte mehr, so schrecklich es auch ist! Danke für Deine Stories - Daumen hoch!
      Grüße aus dem Sauerland von Frankie, dem Lennecruiser!


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