Rekord B mit Ascona B Hinterachse

      Rekord B mit Ascona B Hinterachse

      Moin,

      bei ebay kleinanzeigen wird ein Rek. B Coupe mit Ascona B Hinterachse angeboten. =O img.kleinanzeigen.de/api/v1/pr…40148b0e588?rule=$_59.JPG img.kleinanzeigen.de/api/v1/pr…55f55cfc251?rule=$_59.JPG img.kleinanzeigen.de/api/v1/pr…292ae56fa25?rule=$_59.JPG
      Ich finde den Umbau sehr interessant. Angeblich soll bei der Entwicklung des Rekord B der Einbau dieses Achstypes (Hinterachse aus dem Kadett A) ausprobiert worden sein. Aber was sagt der TÜV zu dem Thema?

      Gruß
      Michael
      ...guten Morgen Michael,

      das ist in der Tat ein interessantes Arrangement. Ob es einwandfrei funktioniert, oder nicht, ist schwer abzuschätzen.

      Die Kadetten A/B/C + Ascona / Manta A/B hatten eine "Deichselachse". Es gibt beim Einfedern drei Drehpunkte, die bei diesem

      Achstyp annähernd fluchten müssen:

      - Federanlenkung li/re (später Längslenkeranlenkung) und das "Zentralgelenk"

      Das bedingt, dass sich die Achse praktisch nicht (oder nur wenig) beim Federn vor und zurück bewegen darf.

      Das ist bei "gebogenen Blattfedern" nicht der Fall, der vordere Punkt ist fest, wenn die Feder "gerade" wird, läuft die

      Achse nach "hinten" (darum ist hinten eine "Schwinge").

      Beim Befahren einer Kurve (Seitenneigung) reagiert die Kinematik genau falsch, weil die Achse sich (geringfügig) in Richtung

      "Übersteuern" bewegt.

      Die Blattfederanordnung beim Kadett A/B ist etwas anders:

      - Die Blattfeder ist fast gerade (gestreckt), die Längsbewegung ist dadurch geringer, als bei einer gebogenen Feder

      - Die vordere Federanlenkung ist "tiefer" als die hintere > Achse bewegt sich kinematisch "richtig" > reduziert die
      Übersteuerneigung

      - die Blattfeder ist nicht direkt mit der Achse verschraubt, sondern vor der Achse mit einer Gummibuchse angelenkt,
      wahrscheinlicher Grund: Kinematik (Längenverhältnisse Deichsel zu Blattfeder-Anlenkpunkt der Achse)

      Natürlich hat der Kadett ebenfalls eine "Schwinge" am hinteren Anlenkpunkt, sie ist zum Ausgleich ebenfalls nötig.

      Man kann daraus sehen, dass Opel mal nicht so "wie immer" konstruiert hat, sondern ein paar gute Gedanken eingeflossen sind.

      Das soll nicht heißen, dass der gezeigte Umbau des B-Rekord nicht funktioniert, er unterscheidet sich aber in einigen

      Punkten von der Kadett-Konstruktion. Wie sich das auswirkt, müßte durch Messungen auf einem Achsstand nachgewiesen werden.

      Mindestens:

      - Spuränderung beim wechselseitigen Federn
      - Verlagerung der Achsanlenkungen beim gleichseitigen Federn (Verzwängung ??)
      - Verlagerung der Achsanlenkungen beim wechselseitigen Federn (Verzwängung ??)
      - Freigänge
      - Federraten
      - Rollrate VA / HA

      Dann wüßte man mehr ...

      Gruß,

      Alfred. H.


      Die steife Befestigung der Blattfedern am Achskörper dürfte hier beim Einfedern zu Verspannungen führen, die die Gummilager aufnehmen müssen und dadurch schnell ausschlagen.

      Die Drehachsen von Deichselhalterung und vorderen Blattfederaufnahmen liegt zu weit auseinander.
      Hier als Gegenbeispiel die Achse eines Kadett C. Dort ist der Versatz viel geringer und trotzdem sind die Längslenker an den Federtellern drehbar angebracht, dadurch kann die Achse die Abstandsänderung durch Nicken ausgleichen.

      cdn.myonlinestore.eu/94922532-…595c6f.jpg?20240201131419

      Gruß
      Frank
      ...bei dem Kadett B ab Fg.Nr. 1234... liegt grob gesehen eine ähnliche Kinematik vor, wie am A und B bis, was die

      Längsführung und Eigenlenken angeht.

      - die Blattfedern (Längs und Querführung und Federung) wurden ersetzt, durch
      - Schraubenfedern hinter der Achse (Federung)
      - einen Panhardstab (Querführung) NEU !
      - Lenker vorn (Längsführung) in ähnlicher Position wie vordem die Blattfederanbindung
      - die Bauart "Deichselachse" wurde beibehalten
      - leider wurden die Stoßdämpfer noch schräg belassen (Erbe der Blattfederung)
      - erst mit Kadett C, Manta / Ascona A und Rekord D hat Opel in den kleineren Fahrzeugen "senkrechte" Dämpfer
      umgesetzt... (man hat sich wohl noch etwas Potential aufgespart...)

      Die bessere Querführung (Panhardstab) macht sich deutlich im Fahrverhalten bemerkbar, das hätte auch den

      blattgefederten Zeitgenossen gut getan...

      Gruß,

      Alfred. H.

      Alfred. H. schrieb:

      ...bei dem Kadett B ab Fg.Nr. 1234... liegt grob gesehen eine ähnliche Kinematik vor, wie am A und B bis, was die

      Längsführung und Eigenlenken angeht.


      Soweit klar.
      Meine Frage wäre, inwieweit sich der Achskörper der jüngeren, schraubengefederten Ausführung mit den Blattfedern von (z.B. Rek. B) kombinieren lässt. Welche Anpassungsarbeiten (ggfs. schweißen?) sind da erforderlich?

      Tschüß
      Klaus

      Bubru schrieb:

      Alfred. H. schrieb:

      Die bessere Querführung (Panhardstab) macht sich deutlich im Fahrverhalten bemerkbar, das hätte auch den

      blattgefederten Zeitgenossen gut getan...


      Kann man den Panhardstab nicht bei den alten Rekords nachrüsten?

      Gruß
      Christian


      Klar kann man das, in dem Ursprungslink ganz oben ist er ja auch eingebaut wenn man genau hinsieht, auf den Bildern der ausgebauten Achse liegt er daneben.
      Man muss dann ans Achsrohr eine Halterung anschweißen und an einen der Länksträger ebenfalls.
      Noch besser wäre ein Wattgestänge, sowas hat unser PT Cruiser aus 2004 tatsächlich noch....ist aber aufwändiger als ein Panhardstab.
      @'Bubru': Ein langer Panhardstab wäre (Schätzung) wahrscheinlich für die Federn noch verdaulich, wenn er in KL in neutraler Lage ist.

      Ob sich das realisieren läßt, habe ich nicht in praxi geprüft. Egal ob Panhardstab oder @Frankyboy379 s Anregung zu einem

      Wattgestänge: Beide Anordnungen brauchen Bauraum hinter der Achse UND unter den Längsträgern.

      Bei der Umstellung des Kadett auf Schraubenfedern hat Opel Platz gefunden:

      - der Bauraum (Blattfeder) hinter der Achse ist durch den Entfall der Blattfeder frei
      - die U-Beule im Boden (über der Achse wurde deutlich nach hinten verlängert
      - der Achsbogen der Abgasanlage wurde deutlich verlängert (daran sieht man ungefähr den Umfang)

      seit einigen Jahren legt die Fa. Steinmetz (alter Name, neue Besitzer) wieder Wattgestänge

      für alte Opels auf:

      steinmetz-automobiltechnik.de/produkte_1_4.php
      (Nur zur Anschauung + Info, das Ding ist m.E. nicht alltagstauglich)

      Das "Herz" wird am Differentialgehäuse angeschraubt, ab Rekord B sollte das auch vom Lochbild her passen,

      denn ab Rek B hat die Deckeldichtung die gleiche Nummer (4 16 109) wie an späteren CIH-Opels.

      Offen (m.E. aber machbar) wären die notwendigen Änderungen an der Achse, weil das "Herz" die Seitenkräfte ab Rek. C

      über einen stabilen Stab an der ehemaligen Aufnahme des Panhardstabes stützt > die Aufnahme fehlt an den älteren Kisten.

      Offen (m.E. aber auch machbar) wäre eine stabile Anlenkung der Parallelstäbe zu den Längsträgern und eine Änderung des

      U-Bogens (Boden über der Achse, wegen Platzbedarf. Was ist dann mit dem Tank ???

      Ist alles eine Frage des Aufwandes, irgendwann wird immer der Punkt kommen, an dem die Fragen auftauchen:

      - lohnt sich großer Arbeitsaufwand für eine stückweise Verbesserung der alten Technik ???

      - oder macht es keinen großen Unterschied, GLEICH eine passende Achse MIT allen Anbauteilen, Anlenkungen,

      Federn, Dämpfern, Bodenteilen zu adaptieren ??

      WENN man das will...

      Wenn es gelingen soll, gibt es dazu solchen schönen Prüfstände (gab es in meinem früheren Leben


      mts.com/de/products/automotive…amic-kinematic-compliance

      Für ein wirklich gutes Ergebnis braucht man:

      - alle Konstruktionsdaten, Maße, Anlenkpunkte Steifigkeiten, Federkennungen....
      - ein Rechenprogramm zur Kinematikauslegung
      - Meßeinrichtungen

      Mit ausschließlich handwerklichen Mitteln sind moderate Verbesserungen ganz sicher darstellbar,

      konzeptionelle Änderungen bedingen einen enormen Aufwand.

      Gruß,

      Alfred. H.




      Nochmal Deichselachse / Zentralgelenkachse

      Heute Morgen ging mir diese Sache nochmal durch den Kopf. @Frankyboy379 hat den kritischsten Punkt bereits

      genannt. Eine "normale" Starrachse an Blattfedern ist durch die annähernd starre Anbindung an die Feder statisch

      bestimmt. Wenn man eine Deichsel (starrer Ausleger, normalerweise nach vorn am Aufbau) zufügt, wird das System statisch

      überbestimmt. Siehe dazu die anhängende Skizze.

      Oben: Normale Starrachse

      darunter: "Normale Starrachse" + Deichsel, fest an der Feder

      unten: Gelenk Achse zu Feder ergänzt. Anders wird es (m.E.) nicht gehen.

      Knackpunkt: Die Achse (hinterer Punkt der Deichsel) bewegt sich beim Federn nach oben. Die Anlenkung der Deichsel

      am Aufbau (P3) bleibt aber, wo sie ist. Die Achse dreht um diesen Punkt ! Das führt zu einer sehr hohen Biegebelastung

      der Deichsel, ihrer Befestigungen und auch der Feder, dafür sind die Bauteile nicht ausgelegt.

      Die Deichsel selbst hat die Aufgabe, Anfahr + Bremsmomente aufzunehmen, dafür ist sie da und danach ist auch Ihre

      Lagerung bemessen. Sie muß also in Hochrichtung Kräfte übertragen können und gleichzeitig Wegverlagerungen in x

      ermöglichen, weil in x (Fahrtrichtung) IMMER Differenzwege zwischen den Lenkerstellungen und der Deichsel auftreten,

      günstige Auslegungen können das minimieren, aber nicht vermeiden.... (ist durch Auslegung des Deichsellagers zu kompensieren)

      Das ist unabhängig von der Federung (Blattfeder oder Schraubenfeder).

      Gruß,

      Alfred. H.
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