Von Patina, Ratten und Wracks

      Wenn man hier so liest, dann merkt man, das wir doch alle eigentlich die selbe Art von Ratten gut finden, nämlich eigentlich Fahrzeuge, bei denen die Technik sauber ist und die Optik aus echter Patina besteht und nicht künstlich herbeigeführt oder sonst wie was gemacht ist.
      Meiner Meinung nach passt da der Begriff Ratte eigentlich gar nicht.

      Die Amis haben da einen ganz guten Begriff für : Survivor

      Ich weiß nicht, wie man es im deutschen bezeichnen will

      PATINIST ??? von Patina :chor002:

      Na ja jedenfalls finde ich so etwas auch sehr geil. Als PKW ist mir da bis jetzt noch nicht die passende Basis über den Weg gelaufen, aber trotzdem habe ich so etwas.

      Als Trecker :thumbup:



      Ich habe den mit kapitalen Motorschaden von einer Wiese gezogen, gerade rechtzeitig, denn ein paar Tage später wollte schon jemand kommen und das Teil schlachten.

      Ich habe dann nicht nur den Motor sondern auch alles andere überholt und die erstklassige Patina versiegelt. Aber nicht mit Klarlack, sondern mit Owatrol .



      Gruß

      Harry Vorjee
      Wenn in Beiträgen über "Fachbegriffe" diskutiert wird, mache ich mich doch ganz gerne über deren Herkunft schlau, sowie allgemeine Verwendung.

      Beispiel:
      "Eine „Ratte“ stellt ein Fahrzeug dar, welches bewusst auf „alt und gammelig“ getrimmt wurde. Im Gegensatz zu „Show & Shine“-Fahrzeugen, bei denen Rost ein absolutestes Tabu ist, sind die Rostflächen und Schäden bei „Ratcars“ absolut gewollt und werden gezielt hinzugefügt. Daneben ist als „Ratten“-Besitzer nur eins gefragt: Möglichst viel Kreativität. Überrollbügel aus Bambus, selbst zusammengeschweißte Komponenten oder ein Schaukelpferd auf dem Dachträger – alles ist erlaubt." (Quelle: autotuning.de)

      Heisst, es gibt tatsächlich gewaltige Unterschiede zwischen "Survivor" und "Ratte". Einzig gemeinsam bei beiden wohl eine funktionsfähige und teils sehr gepflegte "technische" Technik, bei Survivors auch optisch.
      Grenzen sind hier wohl schwer zu setzen, Beispiel der Ponton-Caravan des Berliner Professors für Fahrzeugtechnik, der bei der Patinierung durch "Unterlassung" passiv nachgeholfen hat. Dieses Auto würde ich immer noch als Survivor bezeichnen, sofern es noch nicht in den Gulli geflossen ist.
      Landläufig werden wohl so einige Dailies/Survivor als "Ratten" bezeichnet, mangels besseren Wissens, einfach nur weil sie ungepflegt erscheinen.

      Ein Zustand 1 restauriertes Fahrzeug ist schön, wenn man sich die Mühe machen will. Ich persönlich bevorzuge ein sauber gepflegtes Fahrzeug mit Patina, die auf den zweiten Blick erkennbar ist. Unser (nicht restaurierter und augenscheinlich ungeschweisster) Ponton sieht von weitem fast aus wie aus dem Laden, Wenn man direkt davor steht, sieht man die Spuren seines Lebens. Das hat Seele, und wenn ich ihn betrachte, erzählt er mir Geschichten, Steinschläge, leichte Fremdberührungen auf den Zierleisten, ein paar Wellen in der Türverkleidung....

      Davon abgesehen, einen Survivor fahre ich recht unvoreingenommen, wenn ich mit einer "Zustand 1 - besser als neu" Restaurierung unterwegs wäre, hätte ich vor jedem kleinen aufgewirbelten Sandkorn Angst. Ich denke das könnte ich nicht wirklich geniessen

      Problem heutzutage: Die H-Zulassung.
      Prüfer sind angesichts der auf uns zurollenden Welle der 30-Jährigen angehalten, es mit dem Begriff "erhaltungswertes Kulturgut" recht genau zu nehmen. Ich habe von ansonsten sehr guten Autos gehört, die den H-Status aberkannt bekamen, weil am Sitzpolster eine Naht aufgegangen war (Manta B meine ich war das). Prüfer haben da trotzdem recht freie Hand, aber wenn man mit seinem 6,9 Liter sonnengebleicht patinierten und versiegelten Lackresten/Rost oder eine leicht ausgefranste Innenausstattung nicht als "original" wegdiskutieren kann, hat man ein Problem.
      Viele Grüsse
      Micha

      Aus Brokdorf/Elbmündung sowie Gustavsburg bei Rüsselsheim



      Schönes Thema ich stehe gerade auch vor der Entscheidung was aus meinem Caravan wird. Option 1 komplett auseinander nehmen voll restaurieren inklusive Lack und Innenausstattung. Option 2 alle nötigen Schweisarbeiten erledigen Technik Instandsetzen und auf einrn Prüfer hoffen der auf die Überlebenden steht.
      Eigentlich stehe ich auf den Look wie er jetzt ist . Aber dann denkt jeder es nicht für mehr Gereicht.

      Wie ist eure Meinung zu dem Projekt?
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      Hallo, der sieht ja echt cool aus, ist halt immer eine nicht ganz einfache Entscheidung! Wie viele Schweißarbeit ist da dran? Wie weit muss ich den Wagen zerlegen um diese vernünftig zu machen? Technisch in Ordnung bringen, auf jeden Fall!
      Vor einem ähnlichen Problem stehe ich z. Zt. auch bei meinem Kapitän PL. Hab da ja schon mal kurz etwas geschrieben, der war "nur" gut 9 Jahre zugelassen lt. KFZ Brief und stand sich dann in div Garagen die Reifen platt. Auf jeden Fall sieht die Innenaussttung noch sehr gut aus, benötigt eigentlich nur eine Grundreinigung. Der Wagen hatte wohl einen Motorschaden (ist fest) und es wurde angefangen diesen zu zerlegen. Hab mir schon einen Ersatzmotor besorgt, ist wohl von einem Rekord 6 oder Kapitän A, weis jemand zufällig ob der so ohne weiters in den P Kapitän passt?
      Anbei noch paar Bilder, die werden hier ja gerne gesehen! Für Ratschläge bin ich immer offen!
      Gruß Peter
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      Opf1703 schrieb:

      Schönes Thema ich stehe gerade auch vor der Entscheidung was aus meinem Caravan wird. Option 1 komplett auseinander nehmen voll restaurieren inklusive Lack und Innenausstattung. Option 2 alle nötigen Schweisarbeiten erledigen Technik Instandsetzen und auf einrn Prüfer hoffen der auf die Überlebenden steht.
      Eigentlich stehe ich auf den Look wie er jetzt ist . Aber dann denkt jeder es nicht für mehr Gereicht.

      Wie ist eure Meinung zu dem Projekt?



      Ich würde den Wagen optisch so lassen....der sieht doch mega aus.
      Wohnort: 49525 Lengerich/Westfalen
      Fahrzeug: Opel P1 Caravan Bj. `59
      Kiss Bestattungsanhänger Bj. `68
      Meinung zu "so lassen" oder Restaurierung incl. Optik:
      Ich denke das kommt erstens auf den damaligen Verwendungszweck des Autos an und zweitens auch auf den optischen- und Gesamtzustand, und das könnte auch ein Prüfer so sehen.
      Der Oberklasse Kapitän des Chefs in den 60ern ist damals sicherlich nicht patiniert herum gefahren und war üblicherweise gepflegt, der Caravan damals eher von Handwerkern "geschunden" durfte da mal schon eher die eine oder andere nicht beseitigte Kampfspur haben. Sollte der Caravan aufpolierbar und die Patina versiegelbar sein, würde auch ich den genau so lassen. Notwendige Schweissarbeiten im Sichtbereich allerdings sauber ausführen sodass diese hinterher nicht mehr sichtbar sind
      Viele Grüsse
      Micha

      Aus Brokdorf/Elbmündung sowie Gustavsburg bei Rüsselsheim



      Guten Morgen Peter und Peter,

      sehr schöne Autos sind das oder könnten es werden.
      Wie ihr diese Opels wieder aufbaut und auf die Strasse bringt ist letztlich eure Entscheidung.
      Meine Meinung: Diese Autos sollten wieder so da stehen wie im Verkaufsraum der frühen 60er. Das bringt sowohl das Design, die Chrom- und Aluleisten, ja einfach das Flair der 60er zurück. Solche Autos werden so zu echten Hinguckern, während der "used look" eine eigene Fangemeinde hat und doch 80% der unbedarften Betrachter eher negativ berührt.
      Insbesondere die Menschen, die solche Autos besaßen und gehegt und gepflegt hatten, werden sich damit nicht identifizieren.

      Also ich würde die "wie neu" aufbauen und mich am geilen "unused look" freuen.

      Es sind Eure Autos, macht es so wie Ihr es für richtig haltet.

      Gruß aus Werl
      Rudi
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      Man kann einen Oldtimer nicht wie ein menschliches Wesen behandeln. Ein Oldtimer braucht Zuwendung! :alt002:
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      Opel Olympia P1 CarAvan, EZ 06.1960, Koralle/Alabastergrau, 1,7l
      Opel Olympia P1 "nackter Spatz", EZ 18.06.1959, Birkengrau
      Opel Olympia Rekord P1 Cabriolet von Autenrieth, EZ1959, rot
      Also ich finde beide, den Caravan und auch den PL echt klasse, und beide Zustande sind lohnenswert sie so zu erhalten !!!
      Wenn man die Technik super in Schuss bringt und unter dem Blech auch alles aufhübscht ( heißt Achsen, Motor ect lackieren, den Unterboden pikobello macht, das der Prüfer sieht, dass man sich wirklich mühe gibt, denke ich wird er auch zur Patina nicht gleich negativ gegenüber stehen.
      So ein echter gelebter Zustand ist schnell vernichtet und schwer wiederzubringen,
      Ich finde, das hat auch immer etwas von Nachhaltigkeit.

      Vollrestaurierte Oldtimer sieht man von jedem Modell dutzende auf jedem Treffen stehen, einer eben dem anderen, aber so einen PL, bei dem man die Geschichte des Wagens im Zustand lesen kann, wie oft sieht man so etwas.
      Wo man auf der Rückbank evtl noch die Abdrücke sieht, wo der Chef immer seine Aktentasche abgestellt hat, oder der Aschenbecher, wo man sieht, das hier regelmässig die guten Zigarren abgeascht wurden, oder Kratzspuren rund im den Türgriff der Beifahrertür, wo die betuchte Gattin mit ihren langen Fingernägeln immer lang kratze um die Tür zu öffnen, oder der Fußraum vor dem Beifahrersitz, wo besagte Gatten immer mit den Hacken ihrer Pumps reinbohrte.
      An so etwas kann ich mich stundenlang satt sehen.


      Aber, weil ich das hier öfter gelesen habe, wenn man seine Entscheidung, wie man ein Fahrzeug gestaltet und optisch aufbaut , von dem Punkt abhängig macht, was wohl die Mehrheit anderer Leute dazu denkt, ist das in meinen Augen der falsche Ansatz und kann schwer glücklich machen.

      Ihr esst doch auch keine Tofuwurst, nur weil die meisten Leute das für besser finden, obwohl ihr viel lieber in ein saftiges Schnitzel vom Hausschlachter um die Ecke beißt.

      Harry Vorjee
      Wobei eine "Ratte" für mich das Tofu ist.
      Ich mag "showroom" Qualität genauso wie ein tolles Steak. :wippe002:

      Gruß aus Werl
      Rudi
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      Man kann einen Oldtimer nicht wie ein menschliches Wesen behandeln. Ein Oldtimer braucht Zuwendung! :alt002:
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      Opel Olympia P1 CarAvan, EZ 06.1960, Koralle/Alabastergrau, 1,7l
      Opel Olympia P1 "nackter Spatz", EZ 18.06.1959, Birkengrau
      Opel Olympia Rekord P1 Cabriolet von Autenrieth, EZ1959, rot
      Und so soll jeder nach seiner Fasson glücklich werden.
      Grüße aus dem Sauerland von Frankie, dem Lennecruiser!


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      Ort: 58119 Hohenlimburg a. d. Lenne
      Fahrzeug: Olympia Rekord P1, EZ 02/60, 1700 ccm
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      MOTTO: "LEBE SO, DASS SICH DEINE FREUNDE LANGWEILEN, WENN DU TOT BIST!"
      Hallo Peter,
      Dein 26er sieht nahezu exakt so aus wie meiner, als ich meinen 1992 in Leverkusen fand. Frisch importiert aus Toulouse/Südfrankreich :)
      allerdings mit satten Beulen in den Türen auf der Fahrerseite und die Sonne hatte aus dem alabastergrau ein mattes Weiß gezaubert, aber rostfrei und ungeschweißt. Bis 2012 habe ich ihn so bewegt bis ich mich entschloss, ihn doch lackieren zu lassen (Meine Frau hat mich allerdings 6 Jahre(!) bearbeitet, guck mal, der glänzt aber schön, und der da hinten erst…)
      Kurz und klein: Ich hab‘s gemacht! Und da ich 2003 DIE Mischung gesehen habe (Dach granitgrau 116, Wagengfarbe alabastergrau 103), stand fest, so wird meiner auch mal! Ich habe es nicht bereut.

      Zum Motor: Er passt problemlos! Kleiner Tip: Besorg Dir den Band 103, Bucheli Verlag, “Querschnitt durch die Autotechnik“ für KapitänAdmiral A. Da ist die 2,6Liter-Maschine genau beschrieben. Anders sind Vergaserdüsenbestückung und Krümmer…
      ich habe den Motor bei mir auch drin, harmoniert perfekt zur Hydra-Matic ;)

      Viel Spaß beim Einbau
      Markus