Blick über den Tellerrand

      Kienle hat nicht mit den Restaurationen viel Geld verdient, sondern mit dem Handelsgeschäft. Bei Kienle kaufte man mit ordentlichem Aufschlag, und fühlte sich dafür "sicher" und gut beraten.

      Dass es da "hin und wieder" auch Mal Ärger hab, kann man in den Bilanzen nachlesen (Mark hat es ja oben schon geschrieben). Im Mercedes Forum hat das kürzlich einer gemacht, und festgestellt, dass die jährlichen Anwaltshonorare einen 6-stelligen Bereich ausmachen. Wir reden von 300...500.000 € im Jahr, nur für Anwälte...
      ....m.E. sind das so komische Geschichten, die auch einen erheblichen Faktor von Neid oder Schadenfreude beinhalten.

      Was diese "Experten" sich alles so zusammen reimen, kann ich realistisch nicht nachvollziehen.

      Man kann alles mögliche nachbauen......aber dann entstehen Kosten, die auch bei einem 300 SL bei oder über dem

      Marktpreis liegen können. Das unterstellte Geschäftsmodell erschließt sich mir deshalb nicht (oder, es ist Ursache

      der Insolvenzanmeldung..., das könnte natürlich sein).

      Gruß,

      Alfred. H.
      ...diese SL und Pagoden baut doch auch Brabus wieder auf, da stehen auch schöne Preise an den Scheiben :whistling:

      ....dort geht wohl alles mit rechten Dingen zu.......
      Wägelchen:
      Rekord P1 Limosine 06/1960 1.7 55 PS. EX; Alabastergrau-Comograu
      Astra K ST CDTI 01/2019 1.6 136 PS. Tiefseeblaumetallic.

      Kai-Uwe schrieb:

      ...diese SL und Pagoden baut doch auch Brabus wieder auf, da stehen auch schöne Preise an den Scheiben :whistling:

      ....dort geht wohl alles mit rechten Dingen zu.......


      Die Autos sind aber "Massenware", da kann man ein Restaurationswrack kaufen und dann hat man neben nem Bausatz Teile auch saubere Papiere.
      Und man kann auch sämtliche Teile "kaufen" gehen, auch Karosserieteile, die brauchste im Prinzip nur mit ner Punktschweißzange zusammen bauen.

      Bei den 300SL ist die Stückzahl einfach begrenzt, es gibt keine Wracks mehr zu kaufen und würde es welche geben, würde schon das "Wrack" eines Flügeltürers um die 800.000€ kosten...
      Selbst das auf zu bauen würde sich finanziell noch lohnen, aber es gibt keine mehr zu kaufen ^^

      Schrottreife Pagoden oder 190SL stehen noch genug rum, die jemand restaurieren kann...

      Bei den Autos geht aber auch nicht alles mit rechten Dingen zu, die Historien / Papiere sind zwar in der Regel sauber, aber es werden recht viele von den Autos gestohlen ...
      Bei Kienle war man offenbar tatsächlich in der Lage aus quasi nichts einen Flügeltürer zu erschaffen. Die Arbeit an solchen Autos war für die Mitarbeiter Tagesgeschäft...hier ein kleiner Ausschnitt. Ist hier im Forum glaub ich schon einmal verlinkt worden.



      Vermutlich hatte Kienle auch die nötigen Konstruktionsunterlagen und Connections um an die nötigen Teile zu gelangen.
      Das ist das, was ich versucht habe, zu erklären.
      Die Rahmen bestehen im Prinzip nur aus Blechrohren, das ist nix anderes wie ne Anhängerkupplung für nen Opel Rekord nach zu bauen.
      Die Karosserien sind genau wie die Ponton Coupe / Cabrio Karosserien schon damals in Handarbeit her gestellt worden und lassen sich heute wieder genau so nach bauen.

      In der Vergangenheit hat man damit "Wracks" neu aufgebaut, heute braucht der ein oder andere halt auch mal ne neue Karosserie, wenn er z.B. Unfallbedingt mal im Graben oder aufm Dach gelandet ist, das ist in der Preisliga alles kein Problem.

      Die entsprechenden Lehren / Modelle / Pläne, etc. sind sowohl bei Kienle als auch bei HK Engineering vorhanden.
      Im Grund genommen kann man bei denen ne ganze Rohkarosserie bestellen...

      Auch alle anderen Teile von den Fahrzeugen gibt es neu.
      Was ich dennoch nicht verstehe, warum ein renommierter Betrieb seinen guten Ruf durch solche krummen Geschäfte aufs Spiel setzen sollte. Und das bei einer verhältnismäßig geringen Gewinnspanne! Ist da am Ende ein verborgener Idealismus im Spiel, möglichst viele 300 SL wieder auf die Straße zu bringen und dafür alles zu riskieren?

      Doch warum werden bestimmte Oldtimer-Typen derart auf den Sockel gehoben und solche Mondpreise dafür bezahlt?

      Wie sieht es eigentlich mit der Verfügbarkeit der 300er-Maschinen aus? Werden die noch als Neuware produziert?
      Das müßte doch für alle MB 300er-Typen, die von 1951 bis 1967 gebaut wurden, stets das gleiche Aggregat gewesen sein, nur eben mit den unterschiedlichsten Leistungsstufen mit oder ohne Einspritzung. Oder gab es hier bauliche Unterschiede?

      Tschüß
      Klaus
      Passiert doch gerade auch mit den VW T1 Bussen.

      Da wurden Autos bis in die 1980er Jahre im Wald oder sonstwo abgestellt. Wollte bis vor einigen Jahren keiner haben.

      Heute bekommt man - eben weil es sich finanziell lohnt - alle Blechteile, und kann um eine Fahrgestellnummer herum ein neues altes Auto bauen.

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      Eine deutsche Firma bietet das seit über 4 Jahren schon an:

      "Neue Karosserie VW T1 als Reprokarosserie in verschiedenen Ausführungen aus Neuteilen mit KTL-Beschichtung und oder sogar mit Rohbaulackierung. Bestellungen und Info... [...]"

      Doch warum werden bestimmte Oldtimer-Typen derart auf den Sockel gehoben und solche Mondpreise dafür bezahlt?

      Wie sieht es eigentlich mit der Verfügbarkeit der 300er-Maschinen aus? Werden die noch als Neuware produziert?
      Das müßte doch für alle MB 300er-Typen, die von 1951 bis 1967 gebaut wurden, stets das gleiche Aggregat gewesen sein, nur eben mit den unterschiedlichsten Leistungsstufen mit oder ohne Einspritzung. Oder gab es hier bauliche Unterschiede?

      Tschüß
      Klaus


      Angebot und Nachfrage, ganz einfach.
      Das macht den Preis aus.

      Es gab unterschiedliche Motoren, von daher ist das nicht mal eben zu beantworten. Neuen Motorblock kannst du ab 14.X00€ netto bei deinem nächst gelegenen Mercedes-Benz Händler bestellen.
      Teilenummer A1980101508. Ist das n Später A1980100808 liegt der bei etwa 32.000€ netto.
      Ohne genaue Fahrzeugdaten kann man da wenig zu sagen, aber grundsätzlich gibts das noch.

      In der Regel braucht man allerdings keinen neuen Block und man kauft so Teile auch bei freien Händlern, weil nicht mehr alles ab Werk lieferbar ist und manche Teile ab Werk auch aberwitzige Preise haben. Bisher habe ich für die Kisten jedenfalls jedes Teil sehr problemlos kaufen können und die Ersatzteilpreise sind auch in "normalen" Regionen... N Radbremszylinder für ne frühe Trommelbremse z.B. kostet je nach Tageskurs so zwischen 150 und 250€, aber auch sonstige Verschleißteile, etc. sind größtenteils in bezahlbarem Bereich...

      Mark schrieb:

      Angebot und Nachfrage, ganz einfach.


      Das ist mir schon klar! Dann formuliere ich meine Frage jetzt mal etwas verständlicher:

      Woher kommt diese Nachfrage?

      Das gilt auch für den VW-Bus T1. Hier vielleicht noch insofern ein wenig verständlich, weil vor allem die ältere Generation mit diesem Bulli viele Erinnerungen verbindet oder weil er einfach so süß aussieht. Beides zusammen erklärt trotzdem diese VW-Bus-Hype nicht vollständig, zumal die jüngeren Interessenten diesen Typ aus dem damaligen täglichen Strassenverkehr kaum kennen dürften.

      Nochmal zum 300er-Motor: Hubraum sowie Bohrung x Hub sind bei allen 300er-Benz- Typen gleich. Vom Adenauer, über 300 S Coupe, Flügeltürer bis W111 und W108/109. Müsste also stets der gleiche Leichmetallblock sein. Wo liegen dazwischen noch größere Unterschiede?

      Schade, daß es diese Maschine nicht in der Pagode gab!
      Die Pagoden Motoren (M127/129/130) waren viel leichter und Agiler und moderner als der alte 50er Jahre Einspritzermotor M198...
      Da ist n Quantensprung in der Entwicklung drinnen...

      Der 3 Liter Motor ausm W112, etc. ist n Leichtmetall 6 Zylinderblock M189, der ausm Adenauer ist n ganz anderer Motor, das ist n Gussmotor M198 wie im SL auch verbaut.

      Ich muss allerdings an der Stelle sagen, das ich da nicht 100%ig fit bin, so ganz detailliert habe ich mich mit den 300er Motoren nie beschäftigt.

      altopelfreak schrieb:

      Mark schrieb:

      Angebot und Nachfrage, ganz einfach.


      Das ist mir schon klar! Dann formuliere ich meine Frage jetzt mal etwas verständlicher:

      Woher kommt diese Nachfrage?


      es ist selten, um nicht zu sagen abgezählt. Da meint der Eine oder Andere er hat etwas Besonderes, was ihn von seinen Nebenmännern abhebt. Wenn dann Geld keine Rolle spielt und der Hype erst mal da ist wird der Markt leer gekauft was die Preise ins astronomische treibt.
      Und um ehrlich zu sein sind diese Fahrzeuge schon vom Design her sehr schön, und die Fahrleistungen sind auch heute noch ansprechend.
      Gruß
      Johannes
      zu der geringen Stückzahl kommt auch noch, daß jeder ( echte ) 300er einen mehr od. weniger prominenten Vorbesitzer hat. Und den Erstbesitzer ( Erstauslieferung ) bekommt man als jetziger Besitzer gegen Bezahlung vom Hersteller mitgeteilt.

      Wenn Geld keine Rolle spielt, dann sammelt man seltene Briefmarken, Gemälde od. sonstiges unnützes Zeug.

      Da ist doch so ein schicker 300er doch was ganz anderes. Was sinnvolles, man kann damit spazieren fahren.

      :wink:
      Moin,

      ich kann mir für mich persönlich überhaupt nicht vorstellen, für 1,5 Mio oder so einen Flügeltürer oder sonst ein Auto in diesen Preisregionen zu besitzen zu wollen.
      Auch wenn ich das aus der Portokasse zahlen könnte. Worin besteht der Reiz sowas zu haben, in einer vertäfelten Halle mit beheiztem Marmorboden auf einem Podest hinzustellen um mit dem Ding dann im Jahr 500 km zu fahren? Könnte ja was drankommen…Tut mir leid, verstehe ich nicht.
      Ich kann auch mit Menschen nichts anfangen, die sich ohne eigene Kenntnisse sowas bauen oder restaurieren lassen, um sich dann bei den Classic Days gegenseitig mit Moet et Chandon zuzuprosten. Manche wissen gerade, wie die Karre in Gang zu setzen ist, aber wenn der SL nicht anspringen will, wird der mitgereiste Mechaniker bemüht.
      In meiner (Alt-Opel) Welt hat der Besitzer seine Rekord vor dem Tod gerettet und wiederbelebt. Sich blutige Finger geholt und auf dem kalten Betonboden den Arsch abgefroren. Feiert Erfolge und flucht über Niederlagen. So einer freut sich, in Bockhorn ein Blinkerglas zu finden und ne Bratwurst mit Brötchen mit Flaschenbier runter zu spülen. Unter Umständen schraubt und sucht er über Jahre und der Termin beim TÜV wird zum Feiertag. Und dann fährt er endlich mit der Kiste und darf berechtigt stolz auf sein Auto sein, denn er weiß, was er geschafft hat.
      So einer kann darüber Geschichten erzählen, weiß wovon er spricht und sein Zutun an einer automobilen Wiederauferstehung, erstreckt sich über mehr, als die nächste Überweisung für den Edelrestaurator zu erledigen.

      Das sind komplett verschiedene Welten, ich weiß. Es gibt selbstverständlich und zum Glück auch vieles, was zwischen diesen beiden Welten liegt.
      1.500.000€ für eine Flügeltürer bis 1500€ für einen Kadett bilden letztendlich dieses Hobby (oder diese Leidenschaft?) ab. Dadurch ist es vielfältig und interessant. Letztendlich ist es gut, das es alle Herangehensweisen gibt, denn sonst wäre es auf bei den Oldtimerterminen Langweilig.

      Schönes Wochenende wünscht der Bernd!