Wie fährt sich ein "altes Auto" denn so ?

      Guten Morgen,

      das Käfer Cabrio meiner Frau haben wir bei einem Händler gekauft. Vor der Probefahrt hat er uns mehrfach darauf hingewiesen, dass der Käfer sich nicht wie ein modernes Auto fährt und bremst. Wir hatten anfangs nicht richtig verstanden was genau er uns damit sagen will, da das Objekt der Begierde der 8te Käfer gewesen wäre, den wir bis dato hatten und wir in unseren jungen Jahren tausende Kilometer (damals aus Geldmangel, später aus Spaß am Käfer) mit Käfern abgespult hatten.
      Die Erklärung war, dass nicht wenige Probefahrten bereits an der ersten Ampel vorbei wären, weil der Käfer "tatsächlich anders als ein Golf fährt".
      Hauptgrund: stehende Pedalerie und Übersichtlichkeit (hab' ich bis heute nicht so richtig verstanden, was an den stehenden Pedalen so anders ist; drauftreten und gut ist).
      Offensichtlich gibt's einige, die die gerade solche Autos nicht wegen des Spaßes an der Oldtimerei kaufen, sondern weil's gerade "in" ist.

      Besonders extrem ist es beim T1 (VW Bulli). Den finden alle "total süß", aber keiner ist auch nur 5 km damit gefahren. Die bereits beschriebene Agilität einer Wanderdüne (30PS) ist hiebei nur nebensächlich. Die Reaktion der Vorderräder auf die eingeleitete Lenkraddrehung hat einen gewissen Zeitversatz und entspricht auch nicht immer dem vorgegebenen Winkel; liegt halt daran, dass die Lenkgetriebe bei 62 Jahre alten Bussen schon mal ausgelutscht sein können und (wie so manche Opelteile) schwer aufzutreiben sind.
      Abgesehen von der 90 Grad Sitzposition (keine Sitzverstellung im 60er Bus) und der 10cm Knautschzone (Zehenspitze bis Blech) ist beim Bus auch noch zu beachten, dass man mit dem Hintern (fast) auf dem Vorderrad sitzt: also, wenn die Lenkbewegung vom Lenkgetriebe umgesetzt wird...geht's auch schon rum!
      Dringende Empfehlung an die Generation Golf und folgende: bevor ihr einen "total süßen" T1 kauft ...fahrt mal damit.

      Ein Vergleich alter Autos mit aktuellen Modellen macht für mich eher weniger Sinn. Trotz aller "Macken" möchte ich keines meiner alten Gefährte missen und habe an allen Autos und Motorrädern einen Heidenspaß. siehe Boxberg Klassik => 720km im P2...war super!

      P.S. der 79er Käfer hat übrigend die Golf Lenkung und Scheibenbremsen vorne; das ist (fast) wie ein modernes Auto.

      Schönes WE,
      Henrik

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Henrik“ ()

      Das Probefahren eines T1 scheitert schon daran, dass ich meine Füße nicht am Lenkrohr vorbei bekomme. Und Größe 44 ist nicht soo groß. Es ist von Vorteil, wenn man in der Jugend Ballett gemacht hat. Dann kann man die Füße nach außen stellen und eine Linie bilden. In der Breite passt der Fuß vorbei. Danach setzt der Spaß mit dem Fahrverhalten ein, wenn man das so nennen kann. :zwinker1:
      Schöne Grüße

      Dirk
      "Tausi" :wink:

      aus Meerbusch am Niederrhein (zwischen Krefeld und Düsseldorf)
      "P2"-Käpt´n seit Studientagen (so sieht er auch aus) und seit Ende 2015 auch Diplo-A-C
      Moin

      Das war beim T 2 dann schon ein wenig besser. Aber auch der ist nicht wirklich gut zu fahren obwohl das Lenkrad und die Sitzposition schon bedeutend gemütlicher waren. Ich trauere noch heute meinem wunderschönen Bulli hinterher. Die Knautschzone war auch schon ein wenig stabiler. Trotz einem Frontalunfall ist nicht viel passiert ausser das ich die Füße zwischen den Pedalen eingeklemmt hatte.
      Bevor Du mit den Kopf durch die Wand rennst, überleg dir was du im Nebenzimmer willst. :hmm:




      Wilms Wohnort 48691 Vreden
      Wilms Fuhrpark
      P II Schnelllieferwagen 1700 Bj 60

      Olympia Rekord 1500 Bj 57
      Volvo B 10 M Knickgelenkbus
      VW Sharan
      Hyundai H1
      Guten Morgen Henrik,

      danke für Deinen Beitrag. Ich sehe das ähnlich. 20 Jahre Automobilentwicklung beinhalten

      immer sehr große Fortschritte. Natürlich kann man auch alles mit allem vergleichen, darf dabei aber keine

      Wunder erwarten. Das tun so Autozeitschriften mal öfter, gerade in punkto "Verbrauch" beklagte man oft wenig

      Fortschritte (natürlich, ohne alle anderen Einflußgrößen zu berücksichtigen).

      Es kommt auch darauf an, welchen Entwicklungsstand ein altes Auto "damals" hatte, wenn man es vergleicht.

      Gerade der in einem vorigen Beitrag angesprochene DKW hatte z.B. gute Fahreigenschaften (im Vergleich zu einem

      zeitgenössischen Opel oder Ford). Auch schon das Konzept "Frontantrieb". In Sachen Beugewinkel der Radwellen mußte

      man noch etwas dazulernen... Aber: Leichtes Aggregat (3-Zylinder-2 Takt), relativ große Räder (aber schmal)....u.a.m.

      Viel Spaß mit den alten Kisten + Gruß,

      Alfred. H.

      altopelfreak schrieb:

      Wer lesen kann ist klar im Vorteil.
      ...gilt offensichtlich auch für's Schreiben... :D
      Grüße aus dem Sauerland von Frankie, dem Lennecruiser!


      -------------------------------------------------------------------------------------
      Ort: 58119 Hohenlimburg a. d. Lenne
      Fahrzeug: Olympia Rekord P1, EZ 02/60, 1700 ccm
      -------------------------------------------------------------------------------------
      MOTTO: "LEBE SO, DASS SICH DEINE FREUNDE LANGWEILEN, WENN DU TOT BIST!"
      Sehe ich heute die Preise für die T2-Busse, verstehe ich die Welt nicht mehr. Ich hatte das zweifelhafte Vergnügen, die Dinger in den 70ern für das Rote Kreuz bzw. den Katastrophenschutz fahren zu müssen. Ich habe sie gehasst (Lautstärke, Leistungsarmut, Lenkradpositionierung, Sitzposition, Sitzkomfort). Ich habe dagegen meinen 500er Fiat als leistungsstark und komfortabel empfunden. ;)
      Gruß Norbert. :wink:
      '62er Opel Olympia Rekord Caravan, '79er Mercedes W116 280SE
      Nimbus, CB 400,CB 500,CB750

      Henrik schrieb:

      Besonders extrem ist es beim T1 (VW Bulli). Den finden alle "total süß", aber keiner ist auch nur 5 km damit gefahren.


      Auf den ersten Blick ist diese derzeitige VW-Bus-Hype schon sehr verwunderlich. Der einzig mögliche Grund könnte die ganze 68er- und Hippie- und spätere Öko-Bewegung sein, deren bevorzgtes Fahrzeug dies stets war.

      So manch in Ehrern ergrauter Alt-68er erinnert sich damit an seine Jugendzeit und sieht in dem T1 eine Art Symbol. Da spielen dann Aspekte wie Bedienung, Fahrkomfort oder Sicherheit keine Rolle, weil allein der Erinnerungswert maßgeblich ist. Ich könnte das ein Stück weit sogar verstehen, denn bei meiner Wertschätzung alter Autos, speziell Opel, ist es ja ähnlich.

      Tschüß
      Klaus

      altopelfreak schrieb:

      Der einzig mögliche Grund könnte die ganze 68er- und Hippie- und spätere Öko-Bewegung sein, deren bevorzgtes Fahrzeug dies stets war.


      Damit habe ich nie etwas zu tun gehabt und meinen T 2 dennoch gerne gefahren. Vermutlich weil er mir den nötigen Platz für mein Geschäft und für die Familie geboten hat. Zudem ein 8 Sitzer plus Fahrer womit man dann schon mal gerne mit Stammtischen ein Wochenende losfuhr. Ich hätte ihn gerne behalten, aber 1981 gab es schon keine für mich geeigneten T2 mehr bei uns zu kaufen. Den T 3 habe ich nie gemocht, wollten mir aber damals unsere örtlichen VW Händler lieber verkaufen.
      Bevor Du mit den Kopf durch die Wand rennst, überleg dir was du im Nebenzimmer willst. :hmm:




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      altopelfreak schrieb:

      Aber sind solch nüchterne Aspekte der Grund, heute für einen VW-Bus T1 bis zu 100 TSD auszugeben? Da müssen schon weit mehr Emotionen im spiel sein!


      ...gefühlsmäßig fährt durch jede zweite Klopapierwerbung ein T1.Das mit dem Merchandising hat VW perfekt gemacht..von der Bettwäsche über die Kaffeetasse bis zum Strandtuch.. gibt's praktisch alles mit Bulli-Aufdruck. Und das alles mit einem Auto, dass seit 55 Jahren in D (ja, ja, in Brasilien wurde der T1 bis in die 70er gebaut...) nicht mehr gebaut wird. Chapeau!

      Ehrlich gesagt fahren wir den Bus nicht wegen des Komforts oder der tollen Fahrleistungen, sondern weil das die pure Entschleunigung ist, der Bus für Flohmärkte wie gemacht ist und man sich wenig Sorgen um Geschwindigkeitsbegrenzungen machen muss. Zudem zeigt einem der T1 wie wenige Schalter und Anzeigen ein Auto wirklich braucht: im wesentlichen Tacho (ohne Tageskilometerzähler); Blinkerhebel, Licht- und Scheibenwischeschalter...fertig. Benzinuhr wäre noch hilfreich gewesen, hat er aber nicht (dafür einen Reservehahn).

      In puncto Ladevolumen und Übersichtlichkeit ist der P2 Caravan m.E. unschlagbar. Da braucht's keinen Piepser oder Rückfahrkamera...

      Gruß, Henrik

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Henrik“ ()

      Bubru schrieb:

      Und dass der Wendekreis beim DKW nahezu doppelt so groß war, hat keiner bemerkt?

      Habe mal nachgeschaut: 12 Meter Wendekreis beim DKW 3=6 gegenüber 11 beim Audi 80 Bj. 78. Das soll so viel ausmachen??

      Gerade bin ich nochmal mit dem Golf 1 Bj. 83 eine Runde gefahren, der Eindruck ist noch ganz frisch: Schaltung, Kupplung, Lenkung geht im P1 leichter! Unter gewissen Bedingungen auch die Bremse, trotz BKV!
      Vielleicht bin ich zu alt aber für mich das fahren in den alten Kisten ganz normales Autofahren wahrscheinlich weil ich die Dinger in der Jugend als einfache Fortbewegungsmittel bewegt habe von Käfer privat und T2 im Job über 02 BMW Kadett Escort bis später Audi 50 Scirocco 1 und Manta B um nur einige zu nennen . Natürlich sind moderne Autos sicherer und bieten mehr Komfort. Aber ich finde es immer wieder toll zu ,im Wortsinne, erfahren wie wenig es zum fahren eigentlich braucht und habe damit immer noch einen Heiden Spaß.
      Stress habe ich nur wenn an dem alten Teil was nicht funktioniert wie es soll da werde schon un entspannt Vorallem wenn ich wie aktuell ums verrecken den Fehler nicht finde.
      Guten Morgen Peter,

      danke für Deinen Beitrag. Dein Eindruck beschreibt (wie ich das verstehe), die "Einfachheit" und letztendlich damit

      auch eine "Direktheit" des Fahrens. Da ist bei vielen alten Autos so. Eine Grundbedingung ist dazu: Geringes Gewicht.

      Mit der allgemeinen "Gewichtszunahme" (auch durch höhere Motorleistung + breite Reifen) wurden Servohilfen notwendig, um die

      Bedienung des Fahrzeugs zu erleichtern. Zuerst: Bremskraftverstärker (auch wegen Scheibenbremsen).

      Dann: Servolenkung, zuerst hydraulisch, dann elektrisch. Leider geht damit immer etwas des "Direktkontaktes" verloren.

      Keine Servolenkung kann z.B. mit einer guten, mechanischen Zahnstangenlenkung in einem leichten Auto mithalten, was die "Rückmeldung"

      von der Straße angeht. Sehr gute Lenkungen finden sich in den Kadetten A, B und C, der C ist absolute Spitze. Ähnlich

      auch Ascona / Manta A+B, hier aber auch schon mit merklich höheren VA-Gewichten...

      Gruß,

      Alfred. H.
      ...da hast du aber auch tolle Kisten gefahren ,-)
      Da müsste man heute noch den ein oder anderen von haben ,-)
      Mein älterer Kumpel war 02er Fan und Schrauber...war ne tolle Zeit da ab und mit zu schrauben ,-))
      Einen 1er Scirocco wollte ich auch immer haben ...
      Jetzt ist ein guter ganz schön teuer ,-(
      @Heinbollo Sciroccos hatte ich 2 erst einen 1,6 er GT der war war scho klasse aber der überhammer war der Gti leicht tiefer Schwerpunkt wie im Kart und Dank einer dezenten Motoroptimierung (Kopfbearbeitung und Scharfe Nockenwelle ) für die damaligen Zeit Leistung satt . Da hatte im Sprint ein 323i keine Chance. Das war bis heute das schärfste Biest das ich je hatte . Auch wenn ich meine B Mantas geliebt und auch reichlich getunt habe aber die waren nie so aggressiv wir der Scirocco Gti .
      Der Scirocco 1 ist nichts anderes als eine Coupeform des Golf 1. Das Interieur ist gleich und fahrwerkstechnisch dürfte es zur jeweils entsprechenden Golf-Version von 50 PS bis zum GTI keine tiefgreifenden Unterschiede geben. Die allerersten 50-PS-Typen von 1974 hatten sogar vorne noch Trommelbremsen, wie ein P1!
      Hallo, um da ebenfalls meinen Senf dazu zu geben. Was mir auffällt ist die miese Übersichtlichkeit der heutigen Karossen, die sind völlig "zugequollen" und man sitzt gefühlt drin wie in einem Bunker oder Kellerverlies!! Tiefe Sitzposition, inne zu 99% alles schwarz oder dunkel anthrazit! Da lob ich mir doch Autos wie den P2, Audi 60 (F103), den Audi 100 (erste Serie) die BMW 02er und auch den Benz /8! Die Übersichtlichkeit dieser Autos finde ich ist einfach unübertroffen, schmale Dachsäulen und es scheint bei allen fast das Dach zu "schweben"! Es gab da auch mal in den 70er Jahren wenn ich mich nicht täusche, bei den Neuwagentests vom ADAC eine Bewertung der Rundumsicht aller Autos! Bei sowas würden heute fast alle kläglich durchfallen, daher die ganzen elektrischen Helfer und Piepser und auch die gute "Tante Uschi" die einen ständig nervt wenn man was tut was, was dem (neuen) Auto nicht passt!
      Da bleib ich auch lieber bei meinen alten Opels und auch meinem Cabrio Käferlein! ;)